Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Anbiederung

Garbe100.jpg (88725 Byte)

(Detlef Garbe)

Und noch ein Zitat desgleichen Autors:

Ein erstes frühes Verbot gab es bereits in Bayern am 13. 4. 1933.

Bayerische Verbotsmitteilung

Was das in Bayern verhältnismäßig früh ausgesprochene Verbot anbelangt, ist ein im Aktenbestand des Bayerischen Hauptstaatsarchiv (MA 10171) überlieferter Lagebericht, datiert vom 22. 4. 1925, als durchaus aufschlussreich zu nennen. Was die darin erwähnte WTG-Flugschrift „Anklage gegen die Geistlichkeit" anbelangt, so ist sie schon vom Titel her, bezüglich ihres aggressiven Charakters, deutlich gekennzeichnet. Jene Flugschrift zeitigte zeitgenössisch einigen Aufruhr.

Die zweite genannte Flugschrift „Wahr oder nicht wahr" steht in existentiellem Zusammenhang zu ihr, und ist was ihre Aggressivität anbelangt, analog einzuschätzen. Stellvertretend einige der in ihr enthaltenen Zwischenüberschriften, die das belegen:

„Bibelforscher teilen der Öffentlichkeit mit.

'Geistliche Kriegshetze'

Kirche und Großfinanz

Ist die Kirche Babylon?

Lehrt sie, der Völkerbund sei Gottes Königreich"

Also auch diese Charakteristik macht deutlich. Die zeitgenössische WTG-Verkündigung war ein aggressive.

Jetzt im Jahre 1933 bot sich die Chance, diese alten unbezahlten Rechnungen, zum Abschluss zu bringen. Und diese Chance wurde auch genutzt.

Übrigens gab es in Bayern, aufgrund der vorgenannten Sachlage, schon seit Ende 1931 ein weitgehendes WTG-Schrifttumsverbot

Der entsprechende Text aus dem "Bayerischen Polizeiblatt" vom 23. 11. 1931, sei nachstehend einmal in seiner wesentlichen Aussage in Abschrift mitgeteilt:

S. 700:

Beschlagnahme und Einziehung von Druckschriften.

Die pol. Beschlagnahme und Einziehung von Druckschriften der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung in Magdeburg herausgegebenen Druckschriften ist durch die Polizeidirektion München für das Gebiet des Freistaates Bayern angeordnet. (Und dann folgt die namentliche Aufzählung fast aller damaliger Rutherford-Schriften).

Beschluß v. 18. 11. 31 § 1 Abs. I Ziff. 3, § 12 Abs. I der VO v. 28. 3. 31 und § 2 Abs. I der VO v. 10. 8. 31

Flugblatt "An alle Menschen", Beschl. v. 18. 11. 31

Beschl. v. 18. 11. 31, § 1 Abs. I Ziff. 2 § 12 Abs. I der VO v. 28. 3. 31

München 18. 11. 1931. Polizeidirektion, Ref. VIe.

Was "die Glocke geschlagen" hat, erfuhr die WTG spätestens am 24 April 1933 (nach bereits in Sachsen und Bayern davor ausgesprochenen Verboten. Bayern verkündete sein Verbot beispielsweise schon am 13.; Sachsen am 18. 4. 1933 ), als ihr Anwesen in Magdeburg in einer groß angelegten Aktion durchsucht, und der Druckereibetrieb stillgelegt wurde. Laut Bericht der "Magdeburger Tageszeitung" vom 25. 4. 1933

"Besetzten die Polizeibeamten und Hilfspolizeibeamten zunächst die Druckereiräume, in denen unter anderem Kisten gefunden wurden, die nach Prag adressiert waren. Es war der Polizei bekannt geworden, daß umfangreiche Sendungen von Maschinen nach der tschechischen Hauptstadt gebracht werden sollten. Einige Angestellte sind bereits am Sonnabend und Sonntag abgefahren."

Noch gab es eine kleine Galgenfrist danach, für welche sich die WTG auch im devotem Tone bedankte

Auch die überhastete Einführung sogenannter "Missionsausweise" (unter anderem) vermochte das Unglück letztendlich nicht abzuwenden.

Die Durchsuchungsaktion selber fand an einem Montag statt. Offenbar war der beabsichtige Maschinentransfer nach Prag ruchbar geworden, und man nahm das als formalem Anlass zum handeln. Der beliebte "Gummiparagraph" angeblicher kommunistischer Verbindungen, liess sich allerdings nicht aufrecht erhalten. Und so musste schon am 29. April zum einstweiligem Rückzug geblasen werden. Die WTG bekam somit noch eine "Galgenfrist". Intern indes "mahlten die Mühlen weiter". Symptomatisch dafür auch der Text eines Einladungsschreiben vom 26. 5. 1933, unterschrieben vom damaligen Gestapochef Diels:

"In letzter Zeit hat die Tätigkeit der Vereinigung ernster Bibelforscher, Sitz Magdeburg, Anlaß zu besonderer Aufmerksamkeit gegeben. Bevor ich weitere Maßnahmen ergreife, beabsichtige ich, eine Referentenbesprechung abzuhalten. Die Besprechung, zu der ich mir ergebenst einzuladen gestatte, findet am Montag, den 29. Mai d. Js. nachmittags im Zimmer 234 des Polizeipräsidiums hier statt. gez. Diels"

Dem folgte noch eine zweite Konferrenz am 9. Juni, wo auf Behördenebene bereits "Nägel mit Köpfen" gemacht wurden. Siehe dazu: Verbotsprotokoll vom 9. 6. 1933 Das konnte zwar auch die WTG schon erahnen (ihr bereits genannter beabsichtigter Maschinen-Versand nach Prag spricht dafür). Was aber sich wirklich in den Amtsstuben bereits in ihrer Sache abgespielt, war ihr zumindest offiziell, noch nicht bekannt.

Am 8. Juni 1933 schrieb der Syndikus der deutschen WTG, Dollinger, auf dem Briefbogen der Watch Tower Society (als quasi ein offizielles Schreiben) an den Nazi-Innenminister Frick:

"Die unterfertigte Gesellschaft gibt sich die Ehre, den verehrten Herrn Minister zu bitten, ihren Präsidenten Herrn Richter J. F. Rutherford N. Y. dann vorher in nachstehend näher erklärten Angelegenheit empfangen zu wollen, wenn in der Angelegenheit eine gegen uns gerichtete Entschliessung beabsichtigt ist.

Einzelne Regierungen deutscher Länder haben Verbote der 'Internationalen Bibelforschervereinigung' ausgesprochen und die 'Geheime politische Staatspolizei' in Berlin hat ein Verbot und Beschlagnahme einer grossen Anzahl Bücher und Broschüren unserer Gesellschaft, die, wie in der ganzen Welt, so seit vielen Jahren auch in Deutschland verbreitet wurden, - ausgesprochen.

Hiergegen möchte der Präsident unserer Gesellschaft, Richter J. F. Rutherford, unter Darlegung der entsprechenden Tatsachen und eventl. Beantwortung vorliegender, zur Sache gehörender Fragen vor dem Herrn Reichsminister des Innern persönlich Vorstellungen erheben, falls nicht auf Grund unserer bereits eingelegten Rechtsmittel eine Rückgängigmachung der getroffenen Massnahmen erfolgt.

Das Deutsche Reich - vertreten durch seine damalige Regierung, - hat im Jahre 1921 auf Grund des Art. 10 E(rgänzung)G(esetz) z. BGB. laut Beschluss des Reichsrats die Niederlassung und satzungsmässige Tätigkeit der 'Wachtturm Bibel und Traktatgesellschaft' in Deutschland zugelassen und zu erkannt.

Erst auf Grund dieser Anerkennung durch das Deutsche Reich hat die Gesellschaft in Deutschland grosse Vermögenswerte investiert.

Die gegenwärtige Verschuldung der deutschen Niederlassung der 'Watch Tower Bible and Tract Society' dem Hauptbüro in Brooklyn N. Y. gegenüber beträgt 637.000.--- ohne Zinsen.

Eine grosse Druckereianlage und die dazu erforderlichen Grundstücke wurden mit amerikanischem Geld erworben resp. aufgebaut. U. E. ist es unmöglich, dass einzelne Länder des Deutschen Reiches ohne gleichzeitige Verletzung des Deutsch-Amerikanischen Staatsvertrages von heute auf Morgen und ohne Uebergang einen Wechsel in diesen durch die seinerzeitige Regierung des Deutschen Reiches geschaffenen Rechtsverhältnisse vornimmt."

Wie man weiss ließ sich das Naziregime durch diese Offerte nicht sonderlich beeindrucken. Unbeeindruckt von diesem Angebot nahm das Unheil einstweilen seinen weiteren Verlauf.

Als vorläufig letztes großes Aufbäumen dagegen, muss insbesondere die Berlin-Wilmersdorfer Veranstaltung der WTG vom 25. Juni 1933 gewertet werden, mit ihrer dort veröffentlichten "Erklärung" und dem dazugehörigen Begleitschreiben an Hitler. Eine Detailfrage dabei ist die. Wurde das Begleitschreiben an Hitler auch den Anwesenden mitgeteilt? Oder verlief das eher intern?

Anhand des Vernehmungsprotokolls des Fritz Winkler lässt sich diese Frage defintiv beantworten. In seiner Aussage vom 24. 8. 1936 gibt er auch zu Protokoll, dass im Vorfeld der Berlin-Wilmersdorfer Veranstaltung, die höheren WTG-Funktionäre zu einer separaten Konferenz einberufen wurden. Schon da wurde das Schreiben an Hitler vorgetragen und von den Anwesenden genehmigt. Auch auf der Berlin-Wilmersdorfer Veranstaltung, sei es - so Winkler - erneut verlesen worden.

Also die dort publizierte "Erklärung" war weitgehend für die Öffentlichkeit bestimmt. Der Text des Begleitschreibens an Hitler aber gelangte sehr wohl auch zur Kenntnis der Anwesenden auf beiden Veranstaltungen. Der wesentliche Unterschied ist wohl darin zu sehen. Die "Erklärung" konnten die Anwesenden "schwarz auf weiss" mitnehmen. Das Begleitschreiben an Hitler indes, bekamen sie nur mündlich mitgeteilt.

Intern hatte das Begleitschreiben an Hitler durchaus für die WTG einen hohen Stellenwert.

Ersichtlich auch daran, dass in von dem eingangs genannten Dollinger unterschriebene Begleitschreiben, auch an diverse andere hohe Nazifunktionäre versandt wurden. Unter anderem an den preußischen Ministerpräsidenten Göring. Eines dieser Begleitschreiben sei einmal in seiner Kernaussage nachfolgend zitiert:

"Magdeburg, 26. Juni 1933

Herrn Oberregierungsrat Dr. Diehl

Leiter der 'Geheimen Staatspolizei'

... Beiliegend erlauben wir uns, die Copie eines Briefes an den Herrn Reichskanzler mit den dazu gehörigen Anlagen zur gefälligen Kenntnis ergebenst zu übersenden. ..."

Auch anderweitig liefen die "Drähte heiss".

Schon Ende Oktober 1934 waren die Nazibehörden mehr als mißtrauisch. Konfliktpunkte (Hitlerrgruß und Nicht-Wählen usw. ) gab es von Anfang an. Aber die Propagandatätigkeit war zeitweilig, gemäß der Anweisung des WTG-Funktionärs Harbeck, etwas zurück gefahren worden. Nun aber deutete sich an, dass diese Phase vorbei sei.

Symptomatisch ist auch jenes Dokument aus dem nazistischen Innenministerium, datiert vom 28. September 1933 in dem zu lesen ist:

"Das amerikanische Generalkonsolat ist in Sachen der Beschlagnahme des Vermögens der Ernsten Bibelforscher mit dem anliegenden 'Aid Memoire' erneut vorstellig geworden.

Ich ersuche daher, da die aus den diplomatischen Schritt der amerikanischen Regierung erwachsenden Schwierigkeiten für das Deutsche Reich grösser sind als die Vorteile, die sich aus dem Fortbestand der Beschlagnahme des Vermögens der Ernsthaften Bibelforscher ergeben, die Vermögensbeschlagnahme der Ernsthaften Bibelforscher und der Watch Tower-Gesellschaft aufzuheben. Die Gesellschaft kann also künftig auch über ihre Konten verfügen.

Ferner ersuche ich, die in Schutzhaft befindlichen Personen, die aus Anlass des Einschreitens gegen die Ernsthaften Bibelforscher in Schutzhaft genommen worden sind, aus der Schutzhaft zu entlassen.

Die Betätigung der Gesellschaft in der Herstellung von Schriften und Flugblättern sowie in der Lehr- und Versammlungstätigkeit bleibt nach wie vor verboten.

Das frühere Personal der Gesellschaft in Magdeburg darf wieder in den Räumen der Gesellschaft wohnen.

Im Auftrage

gez. Fischer"

Das sollte namentlich Dollinger eine neue Aktivitätsphase ermöglichen, die erst mit seiner Verhaftung am 9. Mai 1935 beendet wurde.

Eines von vielen seiner tollkühnen Aktionen datiert noch vom 26. 4. 1935. Da schrieb er noch an das Reichsinnenministerium, Abteilung III unter dem Betreff: "Bücherlager Leipzig"


"In Leipzig befindet sich ein grosses Bücherlager, welches zur Verwertung ins Ausland abtransportiert werden sollte. Auf unser Ersuchen um Freigabe dieses Lagers erhielten wir das abschriftlich in der Anlage ergebenst überreichte Schreiben des Herrn Polizeipräsidenten in Leipzig vom 11. 4. 35.

Mit Rücksicht auf den Erlass des Reichsministerium des Innern vom 13. 3. 34 (I 3233A / 28.9) bitten wir das Reichsministerium, das sächsische Innenministerium doch anweisen zu wollen, dass das Lager freigegeben wird, damit der Vermögensverlust, den unsere Gesellschaft erleidet nicht durch die Vernichtung verwertbarer Bücherbestände, die in geschlossener Sendung ins Ausland geführt werden sollen, erhöht wird.

Watch Tower

German branch

Magdeburg

Hans Dollinger"

Als Nachläufer solcher letztendlich maßgeblich von Dollinger initiierten Aktionen ist auch jenes Anwaltschreiben vom 25. Mai 1935 an den Reichs- und Preussischen Innenminister noch anzusehen, dass da folgendes Begehren vortrug:

"Dr. M. v. Harbau - v. d. Hellen

Berlin W 9, Bellevuestr. 21a

privat: Berlin-Schmargendorf, Heiligendammer Str. 12

Wie ich Herrn Regierungsrat Dr. Lang seinerzeit bereits am Telefon sagte, erhob der Regierungspräsident in Magdeburg keine Bedenken insbesondere dagegen, dass ein fast fertiggestellter Bibeldruck (es fehlen noch etwa 2 Druckbögen) abgeschlossen würde. Über den späteren Verkauf würde ein Einvernehmen alsdann herzustellen sein. In der augenblicklichen Situation würde unverkennbar ein Vermögensschaden der Gesellschaft darin zu erblicken sein, dass die nicht fertiggestellte Bibel unverwertbar ist.

Vorsorglich bitte ich, mir von dort aus ebenfalls zu bestätigen, dass Bedenken gegen die Fertigstellung der Bibel nicht vorliegen. Ich füge in der Anlage ein provisorisch gebundenes Exemplar der bisher fertiggestellten Bögen bei.

Die Hinzufügung der beiden letzten Druckbögen würde Besonderheiten in Ausführung und Aufmachung nicht bieten.

Zum Vergleich füge ich in der weiteren Anlage ein Exemplar der im öffentlichen Vertrieb befindlichen sogenannten Elberfelder Bibelübersetzung, herausgegeben bei Brockhaus, bei und bitte darauf hinweisen zu dürfen, dass Auffassung und Aufmachung sich sehr genau entsprechen. Insbesondere dürfte das Vorwort zu dem Bibeldruck der vorgenannten Gesellschaft bei Vergleichung des Vorwortes der Elberfelder Bibel keine Berührung irgendwelcher staatlichen Interessen bieten. Falls Bedenken dagegen bestehen sollten, dass die oben bezeichnete Gesellschaft als Herausgeber erscheint, so würde notfalls zu überlegen sein, ob eine andere Person als Herausgeber erscheinen könnte. Ich glaube jedoch, dass bei der unbedenklichen Aufmachung der Bibel solche Bedenken nicht bestehen dürften, zumal der Druck von Bibeln seinerzeit der eben bezeichneten Gesellschaft ausdrücklich erlaubt worden ist und die jüngst ergangene Auflösungsverfügung noch nicht rechtskräftig ist.

In Anlage ... füge ich noch den beabsichtigten Einband der fertiggestellten Bibel bei.

Ich bitte ergebenst um alsbaldige Bestätigung ..."

In dem Buch von Hubert Roser etwa, findet man Kalender (S. 47) abgebildet, welche in jenen Verbotsjahren noch in der WTG-Druckerei hergestellt und faktisch über die Schiene der Zeugen Jehovas unters Volk gebracht wurden. Ein "neutraler Kalender" als Verkaufsobjekt bot denn einen gesuchten Anlass um weiter Predigtdienst auszuführen. Die einen betätigten sich als Angestellte einer Seifenvertriebsfirma, und andere eben als Kalender-Verkäufer.

In einem Gerichtsurteil des Sondergerichts Weimar vom 3. 10. 1935 etwa, dass in Abschrift an diverse Nazibehörden als Musterprozess-Urteil weitergeleitet wurde, wird ausdrücklich auch auf die von der WTG hergestellten und vertriebenen Kalender mit Bezug genommen. Nun könnte man meinen ein Abreißkalender sei etwas "Neutrales". Jenes Gericht indes sah das anders, wenn es die Meinung vertrat:

"Dazu kommt noch dass die gefundenen Kalender vom Jahre 35 ganz auf dem Glauben der Internationalen Bibelforschervereinigung aufgebaut sind. Was darin gesagt ist, entspricht völlig der Lehre des verbotenen Vereins."

Und wie gelesen war auch noch vorgesehen als direkte Bibelverkäufer in Erscheinung zu treten. Das alles konnte den Nazibehörden nicht verborgen blieben. Das da bei ihnen ein ungutes "Gefühl in der Magengegend" entstand, kann man durchaus nachvollziehen.

Dieses ungute Gefühl sollte dann auch noch in der schriftlichen Begründung des endgültigen Verbotes vom 3. Juni 1935 wieder finden, in dem man unter anderem lesen kann:

"An diese Anordnung hat sich die Bibel- und Traktatgesellschaft als ehemaliger besonderer Zweig der IBV nicht gehalten. Sie trat vielmehr an ehemalige Mitglieder der verbotenen IBV heran, um diese zum Bezuge von Büchern und Zeitschriften und evtl. zum Weitervertrieb anzuregen. Daß der verbotene Vertrieb von Druckschriften durch die Wachtturm, Bibel- und Traktatgesellschaft tatsächlich erfolgte, beweist zum Beispiel die Beschlagnahme einer Reihe von Schriften, deren Inhalt klar eine verkappte Weiterführung der IBV erkennen liess, durch die Staatspolizeistelle am 16. November 1934. Durch diese Schriften wurde bewusst der Eindruck erweckt und gefördert, als sei die Tätigkeit der als staatsfeindlich anerkannten IBV. wieder erlaubt.

Unter den beschlagnahmten Schriften hat die Druckschrift über Strafverfahren und Rechtsberatung besondere Bedeutung. Sie förderte das illegale Fortbestehen der IBV in erhöhtem Maße durch die an Mitglieder der ehemaligen IBV gerichtete Aufforderung zur Benutzung einer zentralen Rechtsberatungsstelle. Durch die Rechtsbetreuung von ehemaligen Angehörigen einer Organisation, die eine unverkennbare Hetze gegen die staatlichen und kirchlichen Einrichtungen trieb, indem sie beide als Organe des Satans bezeichnete, wurde das Verbot dieser Vereinigung umgangen und damit der staatsfeindlichen Betätigung Vorschub geleistet.

gez. von Jagow

im Auftrage

gez. Hartmann"

Die eigentliche Gründe, weshalb das Naziregime die mühsam errungene und am 28. 9. 1933 terminierte Vermögensfreigabe, erneut für Null und nichtig erklären wollte, kann man den "Tagesmeldungen des Gestapa" (Geheimes Staatspolizeiamt), datiert vom 11. 4. 1935 entnehmen. Da werden die Gründe aufgezählt, weshalb man glaubte handeln zu müssen:

Durch Postüberwachung und eine Durchsuchung des Rechtsbüros der "Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft" konnte festgestellt werden, daß das Rechtsbüro in vollem Umfange aufrecht erhalten worden ist. Von hier aus gehen durch den Generalbevöllmächtigten der Watch Tower Gesellschaft Zentralanweisungen an die früheren Anhänger der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung wie sie sich in schwebenden Prozessen zu verhalten haben. Dollinger übersendet ihnen Begründungen auf die gegen sie erhobenen Anklagen, die sie bei den zuständigen Anklagebehörden einreichen. Auch die Verteilung der Rechtsanwälte scheint zentral vom Rechtsbüro vorgenommen zu werden. Die Bezahlung dieser Rechtsanwälte erfolgt in den meisten Fällen zentral von der Watch Tower in Magdeburg.

Der Generalbevollmächtigte Dollinger bestreitet zwar eine Bezahlung der Rechtsanwaltskosten allgemein, gibt jedoch zu, in einigen Fällen, deren Verfolgung der Gesellschaft besonders wichtig erscheint, die Kosten getragen zu haben. Die Anwaltskosten werden auch dann von Watch Tower getragen, wenn die einzelnen Anhänger der Internationalen Bibelforscher Vereinigung infolge wirtschaftlicher Notlage nicht dazu imstand sind. Auffallend ist jedoch, daß die Rechtsanwälte sich mit ihren Forderungen nicht unmittelbar an die einzelnen Beklagten der Vereinigung wenden, sondern immer an die Watch Tower in Magdeburg.

Außerdem wurde festgestellt, daß Dollinger bezw. das Rechtsbüro der Watch Tower den Anwälten ausgearbeitete Schriftsätze übersandt hat, die zur Weiterleitung an die zuständigen Gerichte bestimmt waren.

Es scheint eine allgemeine Anweisung zu bestehen, daß sämtliche Bibelforscher, sofern sie infolge ihrer Tätigkeit für die Gesellschaft mit den bestehenden Gesetzen in Konflikt geraten sind, Strafbefehl pp sofort an das Rechtsbüro zu senden haben. Hierbei taucht der Verdacht auf, daß dieses Material, das zentral im Rechtsbüro zusammenläuft, für das Jahrbuch der Internationalen Bibelforschervereinigung verwendet werden soll.

Durch diese Tätigkeit des Rechtsbüros finden die Internationalen Bibelforscher nicht nur Rechtshilfe, sondern auch einen ungeheuren moralischen Rückhalt. Es kann daher ohne weiteres als erwiesen gelten, daß durch das Rechtsbüro ein Zusammenhalt unter den Anhängern der IBV aufrecht erhalten wird. Maßnahmen werden erwogen.

In der Rubrik "Gründe" des Zeugen Jehovas-Verbotes in Preussen vom 24. Juni 1933 war zu lesen:

"Die Internationale Bibelforscher-Vereinigung und die ihr angeschlossenen Nebenorganisationen betreiben in Wort und Schrift unter dem Deckmantel angeblich wissenschaftlicher Bibelforschung eine unverkennbare Hetze gegen die staatlichen und kirchlichen Einrichtungen. Indem sie beide als Organe des Satans bezeichnen, untergraben sie die Grundpfeiler völkischen Gemeinschaftslebens. In ihren zahlreichen Schriften (vgl. die Schrift 'Millionen jetzt lebender Menschen werden nicht sterben', Seite 18ff; 'Krieg oder Friede', 'Wohlfahrt sicher', 'Das Panier für das Volk', 'Verbrechen und Unglück', 'Himmel und Fegefeuer', 'Die Krise' u. a. Schriften mehr) verhöhnen sie die Einrichtungen von Staat und Kirche in bewußter böswilliger Verdrehung biblischer Bilder.

Ihre Kampfmethoden sind durch eine fanatische Beeinflussung ihrer Anhänger gekennzeichnet, durch nicht unerhebliche Geldmittel gewinnen sie an Stoßkraft bei ihrer kulturbolschewistischen Zersetzungsarbeit. Ihre Einflußnahme auf breite Volksschichten beruht zum Teil auf eigenartigen Zeremonien, die eine Fanatisierung der Anhänger und damit eine unmittelbare Störung des seelischen Gleichgewichts der betroffenen Volkskreise erzeugen.

Da hiernach die Tendenz der genannten Vereinigungen in besonders sinnfälligen Gegensatz zum heutigen Staat und seiner kulturellen und sittlichen Struktur steht, sehen die "Internationalen Bibelforscher naturgemäß ihren Kampfzielen entsprechend den aus der nationalen Erhebung hervorgegangenen christlich-nationalen Staat als einen besonders markanten Gegner an, demgegenüber sie die Methoden ihres Kampfes radikal verstärkt haben. Dies beweisen die verschiedensten gehässigen Angriffe von führenden Funktionären, die in Wort und Schrift gegen den Nationalsozialismus und seine maßgeblichen Vertreter in jüngster Zeit vorgetragen worden sind. (Vgl. Bericht des Polizeipräsidenten von Wuppertal vom 31. 5. 1933 - I Ad I 60001 -) Damit ist zugleich der Einwand einer rein religiösen, weltanschaulichen Kampfes widerlegt.

Die Gefährlichkeit der Umtriebe der genannten Vereinigungen für den heutigen Staat wird dadurch noch gesteigert, daß in neuester Zeit in auffallend zunehmenden Maße Anhänger ehemaliger kommunistischer und marxistischer Parteien und Organisationen in ihren Reihen in der Hoffnung Aufnahme gefunden haben, in diesen angeblich rein religiösen Vereinigungen einen sicheren Unterschlupf zu finden, der ihnen den getarnten politischen Kampf gegen das heutige Regierungssystem ermöglicht. Die Bibelforscher-Vereinigung und die ihr nahe stehenden Gesellschaften leisten mithin auf rein politischem Gebiet dem Kommunismus Vorschub und stehen im Begriff, sich zu einer Auffangsorganisation für die verschiedensten staatsfeindlichen Elemente zu entwickeln.

Eine organisatorische und zielbewußte kommunistische Betätigung wird aus den Reihen der kommunistischen Anhänger der Bewegung getätigt. Zur Abwehr kommunistischer Umtriebe und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit ist daher ihre Auflösung zum Schutz von Volk und Staat geboten.

In Vertretung gez. Grauert"

Es war offenkundig, dass diese Begründung auch einige überzogene Wertungen enthielt. Dollinger, der deutsche WTG-Statthalter (Balzereit war in Prag), wäre nicht Dollinger gewesen, hätte er das nicht ebenfalls mit registriert. Insbesondere der darin enthaltene Hinweis auf einen Bericht des Polizeipräsidenten von Wuppertal, erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Und so machte er sich denn in Begleitung des in der Schweiz sitzenden WTG-Funktionärs Harbeck auf, um an Ort und Stelle jenen Bericht des Polizeipräsidenten selbst zu sichten.

Das Ergebnis dieser Recherche teilt er dann auch postwendend dem Reichsinnenministerium mit. Und um ja sicher zu sein, dass sein Schreiben nicht etwa verlustig gehe, übergab er das im Reichsinnenministerium den zuständigen Beamten, mit denen er schon des öfteren konferiert, auch am 28. Januar 1935 noch höchst persönlich:

"Wichtig.

Betrifft: Bibelforschervereinigung.

III P 3233/10

Von Dollinger persönlich übergeben

Die Ursache des Verbotserlasses vom 24. 6. 33 (II 1316 a/23. 6. 33) und der einzige konkrete Vorfall, den der Erlass zu Unrecht anführt, ist der

Bericht des Pol.Präs. v. Wuppertal v. 31. 5. 33 I Ad I 60001

Dieser Bericht ist irrtümlich erfolgt, wie das Pol. Präs. Wuppertal einräumt.

Der Bericht des Pol. Präs. in Wuppertal ist unter der Annahme abgegeben worden, dass der in Frage stehende Vorfall auf die "Bibelforschervereinigung" Anwendung findet. Nachträglich wurde dieser Irrtum eingesehen.

I.

Der Unterfertigte und der amerikanische Staatsbürger M. C. Harbeck, Brooklyn, waren am 2. 10. 1933 in Wuppertal beim Polizeipräsidium vorstellig, die Besprechung fand unter Herbeiziehung der Akten beim Leiter der politischen Abteilung (Beine) statt. Hierbei wurde festgestellt:

II.

Der vom Pol. Präs. berichtete Vorfall, der schließlich zum Verbot der Vereinigung führte, bestand darin, dass ein gewisser Ewald Vorsteher aus Barmen am 31. Mai 33 gehässige Angriffe auf den Reichskanzler gerichtet hatte und hierbei verhaftet wurde. Vorsteher war bis 1923 Bibelforscher, trennte sich 1923 von dieser Vereinigung und gründete eine eigene Bewegung, Gesellschaft der Wahrheitsfreunde genannt, deren Hauptaufgabe darin bestand, die Bibelforschervereinigung zu bekämpfen. Seine 1923 herausgegebene Zeitschrift wurde 1925 oder 1926 mangels Leser eingestellt. Er hat nach 1923 mit der Bibelforscherbewegung keinerlei Beziehung mehr unterhalten, die Vereinigung ihrerseits hatte ihn offiziell ausgeschlossen. (1923)

III.

Vorsteher wurde in Düsseldorf wegen Beleidigung der Regierung zu längerer Gefängnisstrafe verurteilt. (Aktenzeichen: 16 b KM 45/33 St. A. Düsseldorf.)

Die Gerichtsakten dürften diese unsere Erklärung ergänzen.

IV.

Das Polizeipräsidium in Wuppertal weiß, dass der seinerzeitige Bericht falsch ist. Dieses wurde mir im Polizeipräsidium anlässlich des erwähnten Besuches am 1. 10. 33 auf meine Frage hin ausdrücklich vom Leiter der politischen Abteilung bestätigt (Beine). Letzterer hat uns gesagt, dass er weiß, dass Vorsteher kein 'Bibelforscher' sei, sondern ein 'Wahrheitsfreund'.

Auf meine Frage, ob ihm bekannt ist, dass die 'Wahrheitsfreunde' mit der Bibelforscherbewegung weder identisch sind, noch mit derselben Beziehungen unterhalten, wurde bejahend geantwortet. Auf meine Bitte, den Vorfall dem preuß. Innenministerium zu berichten, legte uns dieser Beamte nahe, das Innenministerium zu bitten, einen Bericht anzufordern, den er dann geben wird. Er sagte wörtlich:

'Sie müssen veranlassen, dass das Ministerium einen Bericht in der Sache anfordert, dann werden wir die Angelegenheit nach den inzwischen getroffenen Feststellungen richtigstellen.' V.

Die Angelegenheit wurde am 5. 10. 33 dem preuß. Innenministerium (Min. Dir. Fischer) vorgetragen und es wurde gebeten, den Bericht von Wuppertal anzufordern.

VI.

Diese Sache ist das einzige konkrete Material, das zum Verbot Veranlassung gab.

Hans Dollinger."

 

Rechtes Vertrauen, dass die Beamten den Bericht aus Wuppertal auch anfordern würden, hatte Dollinger wohl nicht. Und so übergab er denn selbst nur einen Tag später, eine Abschrift des Berichtes, ergänzt mit einem eigenen Kommentar dem zuständigen Beamten:

"Hans Dollinger

Magdeburg

Watch Tower Society.

z. Zt. Berlin, den 29. Januar 1935.

III P 3239/10 XXXII 2 Anl.

Herrn

Regierungsrat Dr. Lang

Berlin

Reichs- u. preuß. Ministerium des Innern.

Sehr geehrter Herr Regierungsrat!

Versprechensgemäss überreiche ich ergebenst in der Anlage die Abschrift; des Berichtes des Herrn Polizeipräsidenten in Wuppertal.

Bei der Abschrift dieses Berichtes ist mir in besonders eindringlicher Weise das Ungeheuerliche des Tuns dieses Mannes namens Vorsteher zum Bewusstsein gekommen. Ich verstehe es durchaus, dass der nationalsozialistische Staat sich Derartiges nicht bieten lässt. Das würde kein Staat der Erde sich bieten lassen.

Schmerzlich empfinde ich es, dass diese Wahnsinnshandlung eines verdrehten Menschen, der seine "Erzeugnisse" wahllos an jede Adresse, der er habhaft werden konnte, versandt zu haben scheint, als Grundlage für das Verbot einer wirklich tiefreligiösen christlichen Religionsgemeinschaft, der "Bibelforschervereinigung", dienen musste.

Ich bin davon überzeugt, dass bei den Behörden sicherlich nicht genügend Einblick in die Tatsache, dass die 'Wahrheitsfreunde' mit der 'Bibelforschervereinigung' in keinerlei Konnex standen, vorhanden war und nur darauf das Bibelforscherverbot zurückzuführen ist.

Die 'Bibelforschervereinigung' hat niemals in allen den Jahren, in welchen der Nationalsozialismus im Kampfe um Deutschland stand, versucht, diesen Kampf zu beeinträchtigen.

In keinem Vortrag, in keiner Schrift und auch nicht im Gesamtverhalten der Vereinigung wurde gegen den Nationalsozialismus in irgendeiner Form Stellung genommen. Dies trifft sowohl für Deutschland, auch für die Hunderttausende unserer inländischen Glaubensfreunde, - als auch für das gesamte Ausland zu.

Wir müssen es entschieden ablehnen, für das, was dieser Vorsteher getan hat, die Verantwortung tragen zu müssen.

Vorsteher ist ein Eigenbrötler, der von uns 1922 oder 1923 deshalb ausgeschlossen wurde, weil derselbe die von der Vereinigung beachteten und mit den Gesetzen in Uebereinstimmung befindlichen Richtlinien nicht einhalten wollte.

Es muss doch für die Vereinigung sprechen, dass sie unter keinen Umständen duldete, dass in Fragen des gesetzmäßigen Handelns einzelne nach dem eigenen Kopfe marschierten. Diese jederzeit unnachsichtlich gehandhabte Konsequenz gibt doch allein der Behörde die Gewähr, dass keinerlei zweifelhafte Elemente geduldet wurden und nicht einzelne nach eigenen Ideen tätige Menschen die Vereinigung nur als Sprungbrett und Plattform benutzen durften.

Hierauf haben wir alle die Jahre das größte Gewicht gelegt und es gibt keinen Fall, dass Angehörige der Vereinigung entweder selbst in einen Konflikt mit dem Gesetz kamen oder die Vereinigung in einen solchen hineinzogen.

Es kann daher nur als tragisch bezeichnet werden, dass der Fall, der dem Willen zur streng gesetzmäßigen Tätigkeit der Vereinigung beweist, durch Umstände, die wir nicht zu verantworten haben, der Vereinigung zum Verhängnis werden sollte.

Ich hoffe und bitte, dass eines Tages die Dinge nachgeprüft werden und wir eine Gelegenheit erhalten, Rechenschaft abzulegen, - dann wird ohne Zweifel die ungeheure seelische Not meiner Glaubensbrüder durch eine völlige Rehabilitierung von Amts wegen zu Ende gebracht werden.

Mit deutschem Gruß!

Hans Dollinger."

Der Text jenes Berichtes lautet in der offenbar von Dollinger getätigten Abschrift:

"Abschrift

Der Polizeipräsident

Wuppertal 31. Mai 1933

Betrifft Festnahme des Vorsitzenden des Internationalen Bibelforscherverbandes 'Wahrheitsfreunde' in Wuppertal-Barmen

Auf Ersuchen des Herrn Regierungspräsidenten in Stade wurde am 16. 5. 1933 in der Wohnung des Kaufmanns Ewald Vorsteher, geboren 6. 12. 1881 in Barmen, wohnhaft in Wuppertal-Barmen, Nordstr. 34, eine Durchsuchung vorgenommen. Anlässlich einer Durchsuchungsaktion bei Mitgliedern der Vereinigung 'Internationale Bibelforscher' in Buxtehude waren Briefe des Vorstehers gefunden worden, die unerhörte Beschimpfungen des Herrn Reichskanzlers und der nationalsozialistischen Bewegung enthielten. Vorsteher ist Vorsitzender des Internationalen Bibelforscherverbandes 'Wahrheitsfreunde' ...

Nach dem Tode Russells übernahm der Rechtsanwalt Rutherford, New York, diesen Verlag, was zur Folge hatte, dass einzelne Anhänger in allen Ländern der Welt in Opposition zu dieser Bewegung traten. Im September 1922 wurden in einer von etwa 100 'Geschwistern' besuchten Konferenz in Stuttgart der Verband 'Wahrheitsfreunde' gegründet, dessen Vorsitzender Vorsteher wurde.

Anfänglich gab Vorsteher eine Monatsschrift 'Die Wahrheitsfreunde' heraus, deren Druck jedoch im Jahre 1926 wegen Geldmangels eingestellt wurde. Vorsteher ging nun dazu über, von Zeit zu Zeit Zirkulare zu verfassen, die er an Mitglieder seines Bundes im In- und Auslande versandte.

Die Durchsuchung seiner Wohnung förderte eine Menge Schriften und Kopien zutage, die ungeheuerliche Verleumdungen und Beschimpfungen des Herrn Reichskanzlers der Reichsregierung und der nationalsozialistischen Bewegung enthalten. Bereits im September 1932 hat Vorsteher ein Zirkular nach New York versandt, in dem er den jetzigen Reichskanzler als 'großmäuligen und simplen Anstreichergesellen' bezeichnete. Weiter behauptet er, dass die 'Hitler-Soldaten' massenhaft in Uniform zu den Kommunisten übergelaufen und Revolten in der SA an der Tagesordnung seien. Die allergrößten und gemeinsten Verlogenheiten, welche sich eine Partei je bedient habe, würden von der Hitler-Partei angewandt, in dieser müsse der 'lebendige Satan' erblickt werden.

In einem ebenfalls nach New York gerichteten Scheiben vom 11. 3. 1933 spricht Vorsteher von dem blutrünstigen Schnauben der drei Nazi-Minister Hitler, Göring und Frick, und bezeichnet diese als 'Nero-Charaktere'. Die Absicht Görings sei, alle Kommunisten, Sozialisten und vor allen Dingen auch die Pazifisten abzuschlachten.

Es sei ein Wunder, dass nicht schon 5 Millionen und noch mehr Menschen massakriert seien. Wenn 'Jehova' nicht seine Hand über Deutschland gehalten hätte, wäre schon lange das fürchterliche Grossblutbad im Gange, welche die Menschengeschichte je gesehen habe.

Vorsteher geht dann auf die Verhältnisse in der Regierung ein und spricht von offener Feindschaft und Konflikten zwischen den nationalsozialistischen und deutschnationalen Mitgliedern. Es heisst dann wörtlich in bezug auf die Reichswehr:

'Und wenn sich die Hitlerleute und die Clique (gemeint ist der Adel und das Militär) heranmachen würden, so würde die Hitlerei in wenigen Tagen erledigt sein, wenn die hohen Militärs nur in etwa von ihrer Macht Gebrauch machen würden. In diesem Falle würden der Militärpartei wenigstens 10 Millionen Kriegs geübter Männer aus den Lagern der Sozialisten, des Zentrums usw. zur Seite stehen. Denn die 'Hitler-Machthaber' haben in den wenigen Tagen den Bogen derart überspannt, dass in diesem Falle die Militärpartei auf solche Hilfe zur Vernichtung der Hitlerei rechnen kann.'

Am 2 ds. Mts. behauptete Vorsteher in einem weiteren Zirkular, dass in Deutschland nach seiner auf Teilstatistiken aufgebauten Schätzung 150.000 unbescholtene Menschen in den Gefängnissen schmachten, weil sie international den Frieden wollen. Man habe die 'Nazis' laufen lassen, die sich die gemeinsten Mordtaten zuschulden kommen liessen und letztere als 'patriotische' Taten verherrlicht. Dagegen wurden Juden und noch mehr die Kommunisten, Marxisten und Pazifisten verfolgt und geknechtet. Die 'Judendrangsal' sei im Gensatz zu den Kommunistenverfolgungen im Auslande sicher zu gross aufgemacht worden. Sie könne aber niemals zu gross aufgemacht werden im Hinblick auf die Abscheulichkeiten, wie anständige Menschen von Gewalttätern entrechtet würden.

Vorsteher bezeichnete seine Ausführungen als 'objektive Betrachtungen'.

Die im Inland versandten Zirkulare enthalten u. a. eine Schilderung der Reichstagsbrandstiftung, die offensichtlich aus kommunistischen Flugblättern entnommen ist. Im Zusammenhang mit den von Vorsteher erwähnten Teilstatistiken über kommunistische Häftlinge ist der Verdacht begründet, dass er sein Material aus kommunistischen Quellen bezogen hat.

Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, dass er bewusst die kommunistischen Ideen gefördert hat, den er spricht immer wieder von dem baldigen Zusammenbruch der z. Zt. geltenden Weltordnung. Der religiöse Wahnsinn, der aus seinen schriftstellerischen Erzeugnissen spricht, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er mit seinem Anhang hochverrräterische Ziele verfolgt, die zwar hinsichtlich der Struktur der Sekte eine akute Gefahr nicht darstellen, die aber in ihrer bewusst kommunistischen Tendenz immerhin beachtlich sind. Im übrigen muss Vorsteher als das typische Beispiel eines Landesverräters bezeichnet werden."

Wenn auch Dollinger seine Schreiben "Mit deutschem Gruss" unterschrieb, wobei rückzufragen wäre, was war in jenen Jahren der sogenannte "Deutsche Gruß"? War das nicht jener Cäsarenruf "Heil Hitler!" den andere Zeugen Jehovas verweigerten und dafür lieber ins Gefängnis oder ins KZ gingen?!

Aber das kennt man ja schon zur Genüge von den "Gleichen". Da gibt es wohl immer einige die "noch gleicher sind". Vielleicht muss in WTG-Sicht ihr Gummiband-Gewissen auch in diesem Fall herhalten. Offenbar erlaubte das Gewissen von Herrn Dollinger einiges mehr als das Gewissen des Durchschnitts- Zeugen Jehovas!

Syptomatisch auch jenes "Grundsätzliche Erklärung der 'Watch Tower Bible and Tract Society', Brooklyn N. Y. Amerika, german branch Magdeburg" überschriebenes Papier, datiert vom 19. 12. 1934, adressiert wiederum an das Reichs- und Preußische Ministerium des Innern Abteilung III Berlin, mit dem darin auch enthaltenen Satz:

"Nun handelt es sich aber bei diesem vom Ausland kommenden Schriften meistens um Übersetzungen, die in einer in den Vereinigten Staaten üblichen und selbstverständlich auch dementsprechend klingenden Ausdrucksweise und Ton gehalten sind.

Sie mögen daher schon ihres Klanges wegen geneigt sein, das Empfinden des auf literarischem Gebiet sehr diffizil fühlenden deutschen Lesers zu stören. Dem ist aber dadurch abzuhelfen, dass man dem deutschen Büro der Gesellschaft gestattet, dass wir selbst in Magdeburg Schriften christlichen Inhaltes herausgeben, für welche wir selber doch das allergrößte Interesse haben werden, das eine Beanstandung nicht erfolgt.

Wir erklären uns ferner ausdrücklich bereit zu der Verpflichtung in Zukunft die Eigenschaftsbezeichnung 'Internationale Bibelforschervereinigung' oder 'Bibelforscher' überhaupt nicht mehr zu gebrauchen und zu veranlassen, dass auch niemand unserer Mitarbeiter sie gebraucht.

Damit wäre die Bibelforschervereinigung und der Begriff Bibelforscher, an dem auch unsere Gesellschaft keinerlei Interesse hat, endgültig erledigt."

Auch so ein vergiftetes Angebot, mag man dazu nur sagen. In typischer Kriegslist verschweigt Dollinger, wohl wissend, dass der Name "Bibelforscher", mit dem 1931 eingeführten Namen "Zeugen Jehovas", seine Bedeutung verloren hatte. Er macht also ein Angebot, dass sich unterm Strich als "nur kosmetischer Art" herausstellt.

Mit mehr als gemischten Gefühlen liest man auch die "Grundsätzliche Erklärung" der Magdeburger WTG vom 19. 12. 1934, zu Händen des faschistischen Reichs- und Innenministeriums. Irgendwie wie man da an den Ausspruch von "Zuckerbrot und Peitsche" erinnert.

Es mag dahin gestellt bleiben, ob Dollinger zu der Zeit noch die volle Rückendeckung der Brooklyner WTG hatte. Aber jedenfalls hat sie ihm zu dem Zeitpunkt noch nicht offiziell widersprochen. Das tat Rutherford erst dann, als Balzereit/Dollinger sich dann tatsächlich vor Gericht rechtfertigen mussten.

Meines Erachtens tat Dollinger durchaus dass, was unter den obwaltenden Umständen überhaupt möglich war, zieht man in Betracht, dass auch Rutherford anfängliche Verhandlungsbereitschaft signalisiert hatte. Dies kommt indirekt auch im Jahreslagebricht für 1935 zum Ausdruck, wenn man darin liest:

Am 17. Dezember 1935 fand vor dem Sondergericht in Halle die Hauptverhandlung gegen die Führer der IBV und die Geschäftsführer der Wachtturmgesellschaft Dollinger, Balzereit, Klapproth und andere statt. Auch in dieser Verhandlung wurde offenbar, daß die Internationale Bibelforschervereinigung nach dem Verbot den eigenen Zusammenhalt dadurch zu erhalten versucht hat, daß die Funktionäre formell die Stellung als Reisende annahmen, im Reiche umherfahrebn , in den einzelnen Orten ihre Anhänger aufsuchten und sie im "Glauben an Jehova" bestärkten. Das Sondergericht erkannte auf Gefängnisstrafen von 2 1/2 und 2 Jahren.

Man kennt ja den Spruch:

"Der Erfolg hat viele Väter. Der Misserfolg hingegen in der Regel nur einen". Hätte Dollinger mit seiner Politik Erfolg gehabt, wäre das sicherlich Brooklyn recht gewesen. Der Erfolg blieb ihm versagt. Deshalb wurde diese "heiße Kartoffel" letztendlich fallen gelassen.

Beachtlich auch die Angabe im Vernehmungsprotokoll des Fritz Winkler

"Etwa Mitte Mai 1935 fuhr Harbeck nach Brooklyn/USA, um dort an einer Hauptversammlung teilzunehmen. Als er im Juli 1935 zurückkam, setzte er sich mit Dwenger, Heinrich, Bern, Allmendstr. 39, Bibelhaus in Verbindung. Durch Dwenger erhielt ich den Bescheid dass ich als Vertreter des Leiters des Deutschen Werkes zu gelten habe."

Also mit anderen Worten (Balzereit wurde erst Ende April 1935 verhaftet). Solange die Führung der deutschen WTG noch auf freiem Fuß war, ließ Brooklyn sie gewähren; einschließlich ihrer diversen Verhandlungsversuche. Entscheidungsrelevant dabei war sicherlich auch, dass letztere noch über die deutschen Konten und sonstiges Vermögen verfügen konnte.

Noch im Juli 1935 verhandelte WTG-Funktionär Harbeck (bekanntlich in der Schweiz stationiert) fleißig mit den Nazibehörden. Seine Zielstellung dabei waren allein die materiellen Werte der WTG. Lediglich dem Umstand zufolge, dass die Nazibehörden nicht davor zurückschreckten, auch Harbeck - zeitweise - in Haft zu setzen, war es zuzuschreiben, dass diese Verhandlungen nicht mit einem direkten Erfolg gekrönt waren. Was Harbeck nicht vergönnt war, trat einige Monate (auch unter Einschaltung diplomatischer Kanäle der USA) doch noch ein. Man fand einen Kompromiß die materiellen Werte der WTG betreffend, mit dem beide Seiten leben konnten.

Zitat Harbeck in einem Zeitungsartikel (National-Zeitung, Basel 19. 11. 1937):

Als Beauftragter der Bibelforscher mußte der Schreiber des öftern in Berlin im Innenministerium mit maßgebenden deutschen Personen verhandeln, nachdem er durch den amerikanischen Konsul eingeführt war und nachgewiesen hatte, daß er kein Jude war.

Die Schlußphase des Dramas liest sich in einer Gestap-Denkschrift so:

"Da die Wachtturm- Bibel- und Traktat-Gesellschaft in Magdeburg, die Spitzenorganisation der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung (IBV) in Deutschland, ausser den erlaubten Bibeln auch weiterhin die verbotenen Schriften und Traktate von Rutherford herstellte, wurde diese am 27. April (1935) aufgelöst und verboten. Am 10. 10 35 wurde zwischen Vertretern der Watch Tower Bible & Tract Society (Wachtturm-, Bibel- und Traktagesellschaft), Brooklyn-New York, der amerikanischen Handelskammer in Deutschland und der Geheimen Staatspolizei eine Vereinbarung betreffend der Vermögensfreigabe des Bibelhauses in Magdeburg und dessen Liquidation getroffen."

Im Jahreslagebericht 1935 der Gestapo heißt es zu diesem Punkt:

Die Wachtturm, Bibel- und Traktatgesellschaft, die Dachorganisation der Bibelforscher, verfügt in Magdeburg über einen grossen Gebäudekomplex, in dem sich u. a. die Druckerei befand, in der vor dem Verbot und illegal auch nach dem Verbot die Druckschriften der Bibelforscher hergestellt wurden. Wie bereits im vorigen Lagebericht ausgeführt ist, erfolgte Anfang Juni 1935 auch die Beschlagnahme des gesamten Vermögens der Wachtturm-Gesellschaft. Da eine ausländische Gesellschaft, die amerikanische Watch Tower Bible & Tract Society, Eigentümerin dieses Gebäudekomplexes ist, wurde die Beschlagnahme aus aussenpolitischen Gründen am 15. Oktober aufgehoben. Das Vermögen wurde jedoch nicht in die Verwaltung der Gesellschaft zurückgegeben, sondern auf Grunxd eines Vertrages ein amerikanischer Treuhänder bestellt, der nicht Mitglied der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung ist. Der Treuhänder muss vor allen Massnahmen die Zustimmung des vom Geheimen Staatspolizeiamts eingesetzten deutschen Revisors einholen. Die erste Aufgabe des Treuhänders ist es, sämtliche in Deutschland bestehenden Verbindlichkeiten zu erfüllen.

Nach dem am 10. Oktober 1935 zwischen der Watch Tower Bibele & Tract Society und dem Geheimen Staatspolizeiamt getroffenen Vereinbarung, dürfen erst nach Bezahlung aller Schulden die in amerikanischem Eigentum stehenden Druckmaschinen usw. in das Ausland ausgeführt werden.

Bei D. etwa kann man lesen:

"Zwischenzeitlich hatten auch Verhandlungen der amerikanischen Watch Tower Society mit dem Geheimen Staatspolizeiamt (Gestapa) über eine neuerliche Freigabe des Besitztums in Magdeburg begonnen. ...  Die Verhandlungen zogen sich in die Länge. ... Schließlich schloß das Gestapa am 10. Oktober 1935 mit der amerikanischen Watch Tower Society einen dahingehenden Vergleich, dass die beiden Verwaltungsklagen gegen die Verfügungen des Regierungspräsidenten zurückgenommen und dafür die Vermögensbeschlagnahme aufgehoben wurden. Für die Verwaltung der Gebäude und des Vermögens in Magdeburg wurden zwei Treuhänder eingesetzt."

Letzteren die Treuhänder betreffenden Punkt ergänzt er dann noch in einer Fußnote, unter Bezugnahme auf Aktenbestände im Bundesarchiv, mit der Angabe:
"Das Gestapa benannte den Bücherrevisor Dr. Wendt in Magdeburg, die Watch Tower Society den Sekretär der Amerikanischen Handelskammer in Berlin, Arthur E. Dunning. Diese treuhänderische Verwaltung bestand bis 1945 und ermöglichte, dass einige Zeugen Jehovas auf dem Grundstück wohnen bleiben konnten."

Zur Wirksamkeit eines dieser Treuhänder, notierte das Uraniabuch (S. 221-223) dazu einmal, und das ist von der WTG bis heute nicht widerlegt worden:
"Im März 1941 hatte man nämlich in Verhandlungen zwischen dem WTG- Hauptbüro in Brooklyn, vertreten durch die amerikanische Handelskammer  in Berlin - Bevollmächtigter Arthur Dunning, Berlin, Unter den Linden 38 -, und dem faschistischen Kommando des Rüstungsbereichs Magdeburg das Eigentum der WTG in Magdeburg dieser faschistischen Kriegsinstitution für 178 300 RM zum Kauf überlassen. Frost erklärte dazu im Jahrbuch 1947 der Zeugen Jehovas, S. 114, die deutsche Wehrmacht habe sich das Grundstück in Magdeburg zu eigen gemacht. Es bestand somit auf Grund dieses Geschäfts mit den Nazis an dem Magdeburger Grundstück überhaupt kein eindeutiges Eigentumsrecht der WTG an dem Magdeburger Grundstück, während man von den deutschen und sowjetischen Behörden seine Überlassung forderte."

An anderer Stelle äußert D., einige der Beträge welche die Treuhänder erwirtschafteten, landeten auf einem Sperrkonto. Er gebraucht aber auch die Formulierung, ein solcher Käufer habe nach 1945 im Ausgleich sein auf dem Sperrkonto liegendes Geld zurückbekommen, nachdem der WTG ihre Immobilien wieder zugestanden wurden. Allerdings äußert er sich nicht zu den 178 300 RM gezahlt vom "Kommando des Rüstungsbereichs Magdeburg" . Das war ja wohl kaum eine natürliche Person, der man nach 1945 ihr Sperrgeldkonto wiedergeben konnte.
Bei D. liest man zu diesen Aspekten lediglich:


"Einige Schwierigkeiten bereitete die Rückübertragung des ehemaligen Grundbesitzes der Wachtturm-Gesellschaft in Magdeburg. Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Grundbesitz unter die Verwaltung eines Treuhänders, der kein Zeuge Jehovas sein durfte, gestellt worden. Dieser hatte unter dem Druck der Gestapo einen Teil des Grundstückes veräußert. Der Käufer der weiterverkauften Grundstücksteile weigerte sich jedoch, den Besitz herauszugeben. Da die Zeugen Jehovas auch nicht an die in der NS-Zeit bezahlte und jetzt auf einem Sperrkonto liegende Kaufsumme herankamen, wurde im Jahr 1949 ein Antrag auf Wiedergutmachung gestellt. Schließlich beschloß die Landesregierung von Sachsen-Anhalt am 24. Juni 1949 in Durchführung des SMAD-Befehls Nr. 82 vom 29. April 1948 die Rückgabe der Grundstücke."

Als Kontrast sei auch noch eine diesbezügliche Passage aus der Dissertation von Jens-Uwe Lahrtz zitiert:

"Interessanterweise wurde 1935 noch insofern Rücksicht auf die außenpolitischen Interessen des Deutschen Reiches genommen, als man den Bedenken, die von der Seite des Auswärtigen Amtes aus vorgetragen wurden, Rechnung getragen hatte. Danach konnte man aufgrund der Eigentumsverhältnisse keine endgültige Vermögenseinziehung zulassen. Das Auswärtige Amt hatte sogar in deutlichen Worten auf einen möglichen politischen Nutzen hingewiesen, der sich aus einer weiterhin gestatteten Tätigkeit der Wachtturmgesellschaft in Magdeburg ergeben könnte:

"Angesichts des starken Interesses, das in den Vereinigten Staaten der Frage der religiösen Toleranz im neuen Deutschland entgegengebracht wird, und im Hinblick auf den (...) nicht zu unterschätzenden Einfluß, den die Muttergesellschaft in Brooklyn, (...), auf die amerikanische öffentliche Meinung ausübt, dürfte sich jedes Entgegenkommen (...) politisch bezahlt machen"

Unter Beachtung dieser Interessen des Auswärtigen Amtes, jedoch unter Federführung des Gestapa, ergriff man folgend die Initiative, um mit neuen Maßnahmen die noch mögliche Arbeit der Wachtturmgesellschaft immer mehr einschränken und knebeln zu können. Diese Federführung zeigt sich rund zwei Wochen später darin, daß der gleiche Vertreter des Auswärtigen Amtes anläßlich der Besprechung von Referenten über Maßnahmen gegen die Wachtturmgesellschaft im Februar 1935 erklärte:

"(...) trotz gewisser Bedenken, da Deutschland eben mit Amerika in Verhandlungen wegen Abschluss eines neuen Handelsvertrages stehe, sich [sie! J.-U.L.] einem Eingreifen aus staatspolizeilicher Notwendigkeit nicht widersprechen zu wollen." .

Daraufhin heißt es im Aktenvermerk lakonisch:

"Es wurde ihm zugesichert, dass das Auswärtige Amt im weiteren Fortgang der Sache beteiligt bleibe".

Um den ... Runderlaß Dalueges vom 13. Juli 1935 in einem außenpolitisch besserem Lieht erscheinen zu lassen - und das scheint der einzige Grund für eine derart ungewöhnliche wie die folgende Konstruktion zu sein - wurde am 10. Oktober 1935 sogar ein Abkommen zwischen der Wachtturmgesellschaft und dem Gestapa in Berlin ermöglicht. Der von Dr. Werner Best für das Gestapa unterzeichnete, drei Punkte umfassende Vertrag gestand der Wachtturmgesellschaft zu, ihr in Deutschland befindliches Vermögen von einem Treuhänder verwalten zu lassen. Der damit betraute Mitarbeiter der amerikanischen Handelskammer in Berlin, Executive Secretary Arthur E. Dunning, wurde jedoch angewiesen:

"(...) vor sämtlichen Maßnahmen und Handlungen" die Zustimmung eines vom Gestapa eingesetzten Revisors einzuholen. Grundlage dieser Vereinbarung war die Tatsache, daß die Wachtturmgesellschaft zwei im Mai und Juli des Jahres 1935 vor dem Bezirksverwaltungsgericht in Magdeburg erhobene Klagen gegen das Verbot vom 27. April und die Vermögensbeschlagnahme von Anfang Juli 1935 zurücknahm. Außerdem ließ sie (...) den Klageanspruch auf Feststellung, dass keine
staatsfeindliche Betätigung der Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft in Deutschland vorgelegen hatte, fallen."


Die Begründung hierfür ist in Form eines Schreibens an Dr. Best erhalten, das von Anton Koerber, dem das Abkommen vom 10. Oktober unterzeichnenden Vertreter der Wachtturmgesellschaft, am selben Tage übergeben wurde. Darin wird unter anderem betont: "Die Watch Tower Bible & Tract Society legt Wert darauf, Ihnen ihren in der mündlichen Verhandlung wiederholt betonten Standpunkt noch einmal schriftlich niederzulegen: dass sie mit Rücknahme des Klageanspruchs auf Feststellung, dass ihre Tätigkeit nicht staatsfeindlich sei, natürlich in keiner Weise zugibt, dass sie staatsfeindlich gehandelt habe oder eingestellt sei, dass sie vielmehr lediglich den Anspruch auf gerichtliche Feststellung dieser Tatsache angesichts des nunmehr geschlossenen Abkommens, durch welches ihre Eigentumsrechte wiederhergestellt werden, fallen läßt".

Mit diesem zwischen einer Institution wie dem Gestapa und den faktisch mit gebundenen Händen agierenden Vertretern der Zeugen Jehovas erstaunlicherweise trotz des Druckes der bisher beschriebenen damaligen Umstände geschlossenen Vertrag gelang es der Wachtturmgesellschaft, den Nationalsozialisten einen Aufschub der
drohenden Enteignung bis zum April des Jahres 1937 abzutrotzen. Die einzig hierfür ausschlaggebende außenpolitische Rücksichtnahme der Nationalsozialisten bot somit in materieller Hinsicht für kurze Zeit einen gewissen Schutz. Die noch mehr als ein Jahr lang mögliche Einführ der englischsprachigen Zeitschrift "Watch Tower" nach Deutschland zählt ebenso zu den zusätzlichen Indizien für die erwähnte außenpolitische Rücksichtnahme.


Als vorletzter Beschluß in der Kette sich ergänzender Beschlüsse ist der von Dr. Werner Best in seiner Funktion als Stellvertreter Reinhard Heydrichs am 20. Januar 1936 unterzeichnete Vorschlag zum Verbot von Druck und Vertrieb von Bibeln und anderen Schriften durch ehemalige Mitglieder der IBV anzusehen. Damit war das völlige Tätigkeitsverbot der Wachtturmgesellschaft gegeben, deren Mitarbeiter man faktisch als stellvertretend für die Interessen der Zeugen Jehovas stehend ansah."

Zu Dollinger kann man auch noch vergleichen:

Dollinger

19362Mohr

Zu Harbeck kann man vergleichen:

19372Harbeck

Eine italienischsprachige Webseite http://www.triangoloviola.it/historik.html stellt die Frage:

Haben sich Jehovas Zeugen kurz nach der „Machtergreifung", ähnlich wie andere Kirchen, Hitler und den Nationalsozialisten „angebiedert"?
Drei sattsam bekannte "Kronzeugen" werden dazu zur Beantwortung herangezogen:

Detlef G., Gerhard B., Gabriele Y.. Schon diese Mixtur macht deutlich wie die Antwort ausfällt. Und so werden denn auch von den drei Genannten, entsprechende Veröffentlichungsauszüge, auch in Deutsch offeriert.

Was ist dazu zu sagen. Zum ersten. Es ist richtig, dass sich die Kirchen und Religionsgemeinschaften, auf breiter Front, dem Naziregime anbiederten. Der Protestantismus mit seinen Deutschen Christen, die Katholiken mit ihrem Konkordat und der Aufhebung früherer Anathema über die Nazis. Auch bei etlichen kleineren Religionsgemeinschaften ist nachweisbar, dass ihnen die Angst im Nacken saß, mit daraus resultierenden Ergebnissen.

Immerhin muss auch B... einräumen, dass man die WTG-Veranstaltung vom 25. 6. 1933 als "angepaßte Erklärung und Tributleistung" bewerten kann und muss. Das die andernorts noch drastischere Formen angenommen hat, ist unbestritten.

Y.'s Behauptung, dass da "eine winzige christliche Splittergruppe auf der Trompete von Jericho" blies, ist indes als Wunschinterpretation zurückzuweisen. Geist und Tenor der 1933-er Erklärung und des dazugehörigen WTG-Begleitschreibens atmen durchaus den Geist des Kompromissangebotes. Man gibt vor, die bis dahin schon existenten regionalen Verbote lediglich als "Missverständnisse" und Ausdruck der religiösen Konkurrenz anzusehen. Folgt man der Diktion dieser WTG-Erklärungen, so haben die "teuflischen Konkurrenzreligionen", die Zeugen Jehovas unberechtigt, madig bei der neuen Naziregierung gemacht. Und dieses "Missverständnis" wolle man doch nur unterwürfigst klarstellen.

Man übernimmt auch die Nazi-Gummifloskel vom "positiven Christentum" und will den neuen Machthabern suggerieren, man selbst sei doch auch nur "positives Christentum". Genau das also, was die Nazis doch vorgaben zu "fördern". Hier redeten in der Tat beide Seiten mit gespaltenen Zungen. Ihre Vokabeln und wichtiger ihre praktische Auslegung, wich auf beiden Seiten erheblich von dem ab, was man glaubte öffentlich vorgaukeln zu können.

Gemessen an der harten Gangart der Zeugen Jehovas nach 1934, als verschmähter Liebhaber, muss man jedoch auch dies sagen. Man kann nicht Apfel mit Birnen vergleichen. Gemessen am praktischen Verhalten. Genau genommen schon ab der November"wahl" 1933 im Naziregime, stellen die Verlautbarungen vom Juni 33 einen nicht kongruenten Fremdkörper dar, der durchaus im Widerspruch zu der Gesamtlinie der Zeugen Jehovas ab 1934 stand. Wichtiger noch. Die Verlautbarungen vom Juni 33 wurden von Rutherford höchstpersönlich abgesegnet, dokumentiert auch durch ihren Abdruck im 1934-er Jahrbuch der Zeugen Jehovas. Rutherford und seine deutschen Satrapen wollten sich im Juni 33 tatsächlich den Nazis anbiedern.

Nur gehören zu einem solchen Unterfangen immer zwei notwendige Partner. Der Anbiederungswillige und der dieses Anliegen "Annehmende". Hier hatte sich Rutherford, mangels "göttlicher Leitung" in der Tat grundlegend verkalkuliert. Schon im Vorfeld hatte er die für die Nazis besonders unannehmbare WTG-Zionismusbegünstigung in den WTG-Büchern "Trost für die Juden" und "Leben" gekippt. Sie wurden durch "neues Licht" in den dreibändigem Opus "Rechtfertigung" ersetzt, in der jene jahrzehntelange Zionismusbegünstigung nunmehr als aus dem "Geist des Teufels" gespeist, dargestellt wurde.

Keiner der Nazikoryphäen hat sich vor 1933 wirklich ernsthaft mit den Bibelforschern/Zeugen Jehovas auseinandergesetzt. Den Ausnahmefall Alfred Rosenberg, wird man zudem hochgradige Oberflächlichkeit bescheinigen können. Und was den Nazipfarrer Julius Kuptsch und andere anbelangt, stand es da um sie auch nicht viel "besser". Wohl hatten sie sich schon in der Weimarer Republikzeit ein ablehnendes Urteil zu den Bibelforschern erarbeitet. Aber das vorgenannte Detail (Kippung der Zionismusbegünstigung) ist keinem von diesen Herrschaften bewusst geworden. Zudem drehten sich die Konflikte mit den Zeugen Jehovas nach 1933 auch nicht primär um "theologische" Fragen. Anstoß nahmen die Nazis besonders am "staatsbürgerlichen Verhalten" oder besser: Nichtstaatsbürgerlichem Verhalten der Zeugen Jehovas und reagierten in ihrer sattsam bekannten Art entsprechend darauf. Die 1933-Erklärung reflektiert diese eigentliche Konfliktlage in keiner Weise. Stattdessen reproduziert sie kräftigst Nebelvorhänge. Die Vokabel "anbiedern" beinhaltet doch im allgemeinem Sprachgebrauch, den Versuch zu unternehmen, sich als "harmlos" darzustellen, unter gleichzeitiger Verschweigung jener Tatbestände, die keineswegs "harmlos" sind. Genau diesem Kriterium entsprach die 1933-er WTG-Erklärung.

Der Versuch heutiger Apologeten, diesen unbequemen Tatbestand, wegzuerklären, erweist sich als durchsichtig und bedarf des Widerspruchs!

Die diesbezüglichen Dokumente sind schon mehrfach, an verschiedenen Stellen publiziert worden. Nachstehend in der Edition des Buches "Die Wahrheit über Jehovas Zeugen" (G. Pape). Die handschriftlichen Seitenzahlen beziehen sich auf den gleichem Text, wie er auch im "Jahrbuch 1934 der Zeugen Jehovas" publiziert wurde.

Selbst der den Zeugen Jehovas wohlgesonnene und in aktiver Geschäftsbeziehung zu ihnen stehende Historiker Dr. Hubert Roser kam nicht umhin in vorsichtigen Formulierungen einzuräumen, man müsse die Haltung der gegenwärtigen Wachtturmgesellschaft zu diesem Aspekt ihrer Geschichte, weiterhin kritisch bewerten. So erklärte Roser beispielsweise auf einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Ludwigsburg am 17. 11. 2000; namentlich unter Bezugnahme auf das Video der Zeugen Jehovas "Standhaft trotz Verfolgung", dass sich die Berliner-Wilmersdorfer Veranstaltung vom 25. 6. 1933 "sich nahtlos in die Reihe jener einreiht, die zu Beginn der NS-Herrschaft an eine Koexistenz mit dem neuen Regime glaubten. Dieser Sachverhalt wird in dem Geschichtsvideo der Wachtturmgesellschaft 'Standhaft trotz Verfolgung' meines Erachtens nicht angemessen berücksichtigt und dies wie ich meine, ohne Grund. Schamhaftes Verschweigen von Anpassungstendenzen gibt vielmehr Kritikern willkommene Argumente in die Hand."
Auch in seinem Beitrag im vom Regin Weinreich herausgegebenen Tagungsband "Verachtet. Verfolgt. Vergessen" (2002) äußert  sich Roser auf S. 35 in ähnlicher Weise  Die "anfängliche partielle Kompromißbereitschaft" sei "nicht entschuld aber erklärbar".

Nun dass sie "erklärbar" ist, wurde noch nie in Zweifel gezogen. Auch das spätere Verhalten ab 1934 steht nicht zur Diskuusion. Zur Diskussion steht einzig was auch Roser einräumt, und als "nicht entschuldbar" definiert. Würde nicht "nur" Roser das einräumen, wäre man sicherlich ein gewaltiges Stück weiter, als man es tatsächlich ist.

Auch die am Stadtarchiv Bielefeld tätige Historikerin  Monika Minninger verwendet in ihrer im Jahre 2001 mit Unterstützung der Zeugen Jehovas erschienenen Schrift  ("Eine Bekennende 'Kirche' . Zur Verfolgung von Zeugen Jehovas in Ostwestfalen und Lippe 1933-1945") durchaus Vokabeln, die nicht mit der geschönten Darstellung der Zeugen Jehovas konform gehen.  So schreibt sie etwa:
"Einen Tag nach dem Verbot der IBV in Preußen reagierte ihr Wilmersdorfer Kongreß mit einer Loyalitätserklärung, die eine gewisse Anpassungsbereitschaft durchblicken ließ - ebenso vergeblich wie im März 1933 die 'Anpassung der Vereinigung an die nationalen Verhältnisse in Deutschland durch Schaffung einer Süddeutschen- und einer Norddeutschen Bibelforschervereinigung."
Frau Minninger nannte eben auch noch ein Stichwort, dass im gleichem Zusammenhang mit der Beachtung verdient. Zu letzterem Sachverhalt auch noch ein Zitat aus dem Buch "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte: Geschichte der Zeugen Jehovas

Durch hektische Aktivitäten ist die deutsche Zeugenführung in diesen Tagen geprägt. Noch während die erste Beschlagnahmeaktion andauert, unternimmt Dollinger einen weiteren Schritt. Er schreibt am 26. April an Hitler, den er darum bittet, dass er eine Delegation der Bibelforscher empfangen möge. Als Delegationsleiter wurde neben Dollinger auch der schon genannte Justizrat Karl Kohl anvisiert. Unter den neun Herren, die da von Hitler empfangen zu werden wünschten, befanden sich ein Graf, ein Baron, ein Regierungssekretär, ein Polizei-Oberrat, ein Marineoberleutnant, ein Dr. phil. sowie die beiden Juristen Karl und Horst Kohl, nebst Syndikus Dollinger. [21]
Und was am bemerkenswerten ist. Dieses Schreiben wurde sogar von Hitlers Kanzlei beantwortet! Am 30. Mai bekam Dollinger von dort die Antwort:
„Auf das Schreiben vom 26. April d. Js.
Im Auftrage des Herrn Reichskanzlers beehre ich mich, den Empfang Ihres gefl. eben bezeichneten Schreibens und des beigefügten Memorandums, betreffend Internationale Bibelforscher-Vereinigung, ergebenst zu bestätigen. Von dem Inhalt ist hier eingehend Kenntnis genommen worden. Leider ist es dem Herrn Reichskanzler infolge Überlastung mit vordringlichen Amtsgeschäften nicht möglich, eine Deputation der Deutschen Bibelforschervereinigung zu empfangen."

Diese doch relativ konziliant gehaltenen Zeilen hinterließen bei der deutschen Zeugenleitung offensichtlich den Eindruck, dass noch „nicht alles verloren" zu sein braucht. So mag es nun angebracht sein, auf den Inhalt des beigefügten Memorandums etwas näher einzugehen. Schon die Absenderangabe lässt aufhorchen. Als Absender werden genannt, die Norddeutsche Bibelforschervereinigung e. V. Sitz Hamburg und die Süddeutsche Bibelforschervereinigung e. V. Sitz Stuttgart. Wenn man sich die bis Mitte 1933 in Deutschland erscheinende Zeugenliteratur ansieht, dann findet man nirgends auch nur eine Zeile oder einen Hinweis auf obige Neugründungen. Sie wurden also in allergrößter Eile aus dem Boden gestampft. [22]
Dollinger geht in dem Schreiben an Hitler auch auf die organisatorischen Veränderungen ein:

Inzwischen und auf Grund der veränderten politischen Verhältnisse hat eine Anpassung der Vereinigung an die nationalen Verhältnisse in Deutschland stattgefunden. Die bestehenden Bibelforschergruppen Deutschlands sind in zwei neuen Vereinigungen zusammengefasst in denen nur deutsche Staatsbürger Mitgliedschaft und Führung haben." [23]
Wichtig erscheint Dollinger auch die „Richtigstellung": „Das Wort 'International' hat nur geographische aber nicht politische Bedeutung." [24]
Auch meinte Dollinger betonen zu sollen: „Die Tätigkeit der Vereinigung wirkt daher doch auch nur in absolut derselben Richtung, wie sie von der verehrlichen Reichsregierung  als  Kulturziel für deutsches Land und Volk aufgestellt wurde." [25]
In der Sache ging es um die bereits ausgesprochenen Verbote. Man gab vor die Gründe für die Verbote in Bayern und Sachsen nicht zu kennen und auch nicht mitgeteilt bekommen zu haben. [26] Da der Vorwurf angeblicher kommunistischer Betätigung in der Luft lag, wurde in dem Memorandum dazu ausgeführt:
„Russland ist (außer nunmehr Bayern) das einzige Land der Erde, dass bisher systematisch sowohl den Evangelisten der Bibelforschervereinigung als auch der Literatur derselben den Grenzübertritt verwehrt hat. Diese Tatsachen in Verbindung mit der in der kommunistischen Presse Deutschlands seit Jahren geführten Polemik und Lächerlichmachung gegen die Bibelforscher beweist sehr deutlich die Unmöglichkeit eines Zusammenhanges der Bibelforschervereinigung mit dem Kommunismus." [27]
Natürlich habe man sich auch eigene Gedanken über die bereits ausgesprochenen Verbote gemacht und erläutert dazu: „Wir sind in Erwägung darüber, dass höchstens - seit Jahren wirksame unduldsame klerikale Einflüsse an diesem Verbot mitgewirkt haben können. Wir halten es für unmöglich, dass nationale oder politische Momente eine Rolle spielten dabei, weil wir uns von jeher unpolitisch erwiesen haben, aber außerdem noch den Marxismus aller Schattierungen als ungöttlich erklärten und absolut ablehnten, wie wir es auch heute noch tun." [28]

Man vergleiche auch

Dieter Obele Sellbstgerecht, geschönt, gelogen

Hans Hesse hat in seinem zusammen mit Jürgen Harder herausgegebenen Buch "Und wenn ich lebenslang in einem KZ bleiben müßte ..." diese "Erklärung" ebenfalls in der zeitgenössischen Frakturschrift reproduziert.

------------------------------------------

Fallbeispiel:

Detail aus einem der faktischen Anbiederungs- kombiniert mit unterschwelligen Drohungen -  Schreiben Dollinger an das Reichs-Innenministerium

Das Unheil nahm seinen Lauf. Unbeeindruckt von den zeitgleich stattfindenden Olympischen Spielen (und der Gefahr entsprechender vom Regime nicht gewollter Publizistik), entschloss sich das Naziregime zu einer groß angelegten Verhaftungsaktion der Führungscrew der Zeugen Jehovas, im August 1936. Am 12. 12. 1936 wurde das Regime erneut hochgeschreckt. Wie die Naziakten selbst künden, musste man registrieren. Es habe sich eine neue Leitung der Zeugen Jehovas in Deutschland etabliert, die mit beachtlicher Logistik die "Luzerner Resolution" am 12. 12. 1936 schlagartig verteilte.

Jetzt war das Naziregime aufs höchste gereizt. Hatte man sich in der August-36-Aktion auf die Verhaftung der führenden Köpfe konzentriert, so war jetzt die Rasenmäheraktion angesagt. Alles was als erkannte Zeugen Jehovas bekannt war, lief Gefahr verhaftet zu werden. Unter den Verhafteten auch der 1892 geborene Büroangestellte   aus Lüneburg, Wilhelm Burmester. Auch der hatte objektiv nichts mit der "Resolutions"-Verteilungsaktion zu tun, war er doch schon seit geraumer Zeit in Opposition zur Rutherford'schen WTG, und hatte dies auch schon durch die Veröffentlichung von eigenem (WTG-unabhängigem) Schrifttum dokumentiert. Differenzierte Sachkenntnis fehlte dem Naziregime in Sachen Zeugen Jehovas noch weitgehend. Schon bei der Vernehmung der in der August-Aktion 36 Verhafteten zeigte sich das. Damals waren im Naziregime "Spezialisten" noch rar. So musste das Berliner Gestapa, eigens für diese Vernehmungen Spezialisten, die an einer Hand abzählbar sind, von Leipzig nach Berlin beordern. Sollte die "Resolution" auch kein Ergebnis gehabt haben. So hat sie doch das eine gezeitigt. Jetzt bildete das Naziregime "Spezialisten" in Sachen Zeugen Jehovas in ausreichendem Maße heran. Letztendlich war die "Resolutions"-Verteilung ein zweischneidiges Schwert. Einerseits Ausdruck der großen Frustration, und andererseits faktischer Hebel zur Beschleunigung des eigenen Niederganges, der ab 1937 zu konstatieren ist; und der lediglich nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges, durch regionale (aber nicht mehr landesweite) Neukonsolidierungen abgelöst wurde.

Exkurs: Und das Magdeburger „Goldene Zeitalter" schwieg

Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1932 brachte die nachfolgende Presse-Zitierung. Zu ihr wäre zu sagen. Nicht das aufgespießte Zitat als solches ist besonders beachtlich. Wohl aber der Umstand, dass die Magdeburger Ausgabe des GZ jenen Beitrag nicht brachte.

Nun kann man selbiges unterschiedlich interpretieren. Klugheit? Oder Feigheit?

Es mag denn jeder diese Frage für sich noch beantworten.

In der genannten Ausgabe des Schweizer GZ war zu lesen:

Das nationalsozialistische "Blatt der Niedersachsen" brachte unter der Überschrift "Stille Nacht" folgende Hitler-Vergötterung:

"Stille Nacht, heilige Nacht,

Reichstag schläft,

Brüning wacht.

Notverordnungen aus lächelndem

Mund,

Deutscher, trag ruhig,

du wirst noch gesund.

Hitler, der Retter ist da!"

Neben all den Kriegspredigten und Kriegsgottesdiensten wird der Magen der Kirche auch dies ertragen.

-----------------------------------

In der Berner Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1932 waren die beiden nachfolgenden Meldungen zu lesen:

„Nationaler Götzen-Dienst

Die "Preussische Zeitung", das nationalsozialistische Organ von Königsberg brachte in einer ihrer Nummern das Bild eines Altars, auf welchem das Bildnis Hitlers steht. „Der Hausaltar der Nationalsozialisten" so war ein zugehöriger Artikel betitelt und enthielt u. a. folgende Verirrungen:

"Hitler ist das A und das O unserer Weltanschauung, ist der unverrückbare Mittelpunkt unseres politischen Denkens und Tuns. Jedes nationalsozialistische Haus muss eine Stätte, einen Platz haben, wo der Führer uns greifbar nahe ist und unsere Gedanken ihn merkbar umkreisen können. An solcher Stätte müssen ihm auch gebefreudige Hände und Herzen täglich kleine Ehrungen in Form von Blumen und Ranken darbringen, wie wir es ja mit Bildern unserer Lieben auch tun, um zu zeigen, wie lieb und wert sie uns sind."

Hakenkreuz-Pfarrer

Einer der zahlreichen protestantischen Pfarrer, welche Hakenkreuzfahnen zu weihen pflegen, hat in Pommern kürzlich mit folgendem Weihespruch seines hohen Amtes gewaltet:

"Gott zur Ehre sollst du, Fahne, im Kampf gegen die Untermenschen im eigenen Volk und gegen das Brutgesindel von Versailles voranwehen!" -

Und so etwas nennt sich Pastor, Geistlicher."

Auch dazu meine Frage und Feststellung zugleich.

Es ist wohl bekannt, dass die deutsche und Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters", ihre Beiträge nicht Zeitsynchron brachten. Aber nicht selten kann man sie dennoch in beiden Ausgaben nachweisen. Nur halt eben zu anderen Terminen.

Und dann gibt es in der Tat auch Beiträge, welche eben nur in einer der beiden Ausgaben nachweisbar sind.

Ich meine, das GZ durchaus aufmerksam ausgewertet zu haben. Einen Nachweis indes, in der Magdeburger Ausgabe des GZ, die vorstehenden Meldungen, die Nazis betreffend, konnte ich nicht registrieren. Wer da meint, diesen Nachweis noch bringen zu können, ist herzlichst dazu eingeladen! Ich fürchte nur. Es findet sich kein Nachweis-Erbringer.

Auch dazu nochmals die Frage:

War das Schweigen der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" dazu, nun Klugheit? Oder Feigheit?

Noch einige weitere Beispiele sind benennbar.

----------------------------------------------

Zum Beispiel die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 9. 1932, die da berichtete:

Vom deutschen Heiland

Unter dem Titel "Christus abgesägt" bringt eine Strassburger Zeitung folgenden die Geistesverwirrung in Deutschland klar kennzeichnenden Artikel:

"Von einem Bauer in Rönne wird berichtet, dass er dem alten christlichen Tischgebet: "Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast" eine neue hakenkreuzlerische Fassung gegeben hat. Er betet vor seinen Knechten und Mägden:

"Wer hat uns dieses Essen beschert: Adolf Hitler. Wir danken dir!"

Das ist nicht die Entgleisung eines einzelnen, sondern das Zeugnis eines Massenwahns, der von den nationalsozialistischen Führern bewusst genährt wird.

Der neue nationalsozialistische Landtagspräsident KerrI hat am 6. Mai in einer Versammlungsrede ausgeführt:

"Danken Sie Ihrem Gott, dass er Ihnen den Mann sandte, der noch alles retten kann. Denkt an die Speisung der Zehntausende in der Bibel. So wie sich Christus in seinen zwölf Männern einen Stamm erzogen hatte, die bis zum Märtyrertum ihm ergeben waren, die durch ihren Glauben das grosste römische Reich in Trümmer gehen liessen, so erleben wir heute dasselbe in Deutschland. Adolf Hitler hat uns den Begriff des Nationalsozialismus erst gegeben, er ist der wahre heilige Geist, das wahre Licht, das uns erleuchtet".

Christus ist regelrecht abgesägt und durch Adolf Hitler ersetzt worden. Dem Bauer von Rönne mag man seinen Wahn zugute halten - aber wer glaubt, dass der nationalsozialistische Landtagspräsident Kerrl tatsächlich dasselbe glaubt, wie der Bauer von Rönne? Wenn aber der Glaube fehlt, ist der Vergleich zwischen Hitler und Christus eine Blasphemie? Wenn ein Kommunist Stalin mit Christus vergleichen würde, so würde vermutlich die Gottlosenverordnung angewandt werden ...

Diese Zeilen, die wir einem deutschen Bruderblatt entnehmen, zeigen so recht. welch Schindluder mit der Religion getrieben wird: hüben wie drüben, und drüben wie hüben."

In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" liest man folgende Meldung:

„ Das Hakenkreuz als Notenzeichen?

Der "Völkische Beobachter", das Blatt der "Hakenkreuzler" oder ,,Hitlerleute" in Deutschland weiss zu berichten, dass ihre Partei unter der Leitung von Kapellmeister Franz Adam ein 75 Mann starkes Orchester, das "National-Sozialistische Reichs-Synfonie-Orchester" erhalten hat.

Neben dem Hinweis auf die Zeit beispielloser wirtschaftlicher und kultureller Not in Deutschland - so bemerkt dazu ein deutsches Blatt - scheint für das ,.N. S. R. S.-Orchester" alles in bester Ordnung zu sein und nur das Programm mache noch Kopfzerbrechen. Das Blatt fragt treffend: "Wie ist das mit der Nationalmusik? Ist es angängig und mit hitlerischer Würde vereinbar, auch gröner-, hindenburg- und hugenberg-nationale Musik darzubieten, oder dürfen nur Musikstücke gespielt werden, denen Hakenkreuze vorgezeichnet sind?"

Auch diese Meldung, ist in der Magdeburger Ausgabe des GZ nicht nachweisbar.

-------------------------------------------------------

In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 7. 1932 konnte man nachfolgendes lesen. Und wiederum ist festzustellen, nur dort. Die Magdeburger Ausgabe druckte das nicht mit ab!

„Feldgrau schafft Dividende

Auf einer kürzlich eröffneten Berliner Kunstausstellung hängt ein mit "Feldgrau schafft Dividende" betiteltes Bild, auf dem ein halbverwester Soldat mit zerfetzter Gasmaske im Drahtverhau gezeigt wird; im Hintergrund erhebt sich eine Fabrik, aus der Wagen mit Kriegsmaterial zu dem Toten herunterrollen. Auf dem Rahmen des Bildes steht:

"Verhindert Kriegsproduktion, Kriegstransporte. Der Krieg ist die Steigerung des Profits mit ändern Mitteln."

Der "Angriff" des Herrn Goebbels erregt sich über das Bild schrecklich und sagt, in diesem Bild erblicke jeder, der sich die Achtung vor den Opfern des Weltkrieges bewahrt habe, eine grobe Beleidigung der gefallenen Kameraden.

Es hat verteufelt den Anschein, als ob die Empfindlichkeit des "Angriffs" gegenüber der nackten Wahrheit vor allem der Achtung vor den Nutzniessern des Weltkrieges entspringt, die auch die Nutzniesser des Krieges von morgen sein werden."

----------------------------------------------------------

In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 10. 1932 ist zu lesen (wiederum die Feststellung, nicht vom Magdeburger GZ mit abgedruckt)

Die neue „arische Religion"

Der Herausgeber des antifaschistischen „Geraden Weg" Dr. Fritz Gerlach in München, erhielt von einem reinrassigen arischen 'Teutschen' nachstehende Zustellung, die einen Vorgeschmack zu geben vermag von dem, das da zu kommen droht. Der Brief lautet:

„Wir warnen Sie. Die nächsten Tage wird ihnen ihr schmutziges Handwerk gelegt werden. Sie erbärmlicher Schmutzfink. Seien Sie überzeugt, dass die Stunde bald schlägt, wo Deutschland von Ihnen und Ihresgleichen befreit wird. Wir werden an Ihnen und Ihrer schwarzen Sippe (die Katholiken) ein besonderes Exempel statuieren, indem wir einen Scheiterhaufen aus allen in Deutschland befindlichen Christuskreuzen nebst den darauf befindlichen Christusfiguren - jenes Christus, welcher von einer jüdischen Hure geboren wurde - errichten, worauf sie nebst den übrigen Pfaffengesindel einschließlich der ganzen Marxistenbrut geschmort werden. Wenn dann diese Befreiungsfeuer zum Himmel steigen, hat die Geburtsstunde der neuen arischen Religion begonnen. Dann wird das deutsche Volk den einzigen auf Erden wandelnden Gott, Adolf Hitler, auf den Knien dafür danken, dass es von der jüdisch-pfäffisch-marxistischen Pest befreit hat.

Heil Hitler. Blut und Tod den Pfaffen."

----------------------------------------------

Fast überflüssig anzumerken, dass auch die nachfolgende Meldung nur in der Schweizer Ausgabe des GZ (15. 12. 1932), nicht aber in der Ausgabe Magdeburg nachweisbar ist:

"Erneuerte Christen"

In der Halbmonatsschrift "Neue Landesblätter für erneuertes Christsein, für soziale Gesinnung, für wahres Deutschtum, für mutige Tat" herausgegeben von Guido Diehl Nr. 3, 1932 hat der Herr Dekan Otto Scriba aus Eisenach den wahren Grund der Arbeitslosigkeit entdeckt. Er schreibt:

"Wir haben unsere von Gott gegebenen Fürsten abgesetzt, haben die Häupter arbeitslos gemacht, dass sie nicht mehr, wie sie es gewöhnt waren, und wie sie es pflichtgemass getan haben, zum Wohle ihres Volkes wirken durften. Und nun wundern wir uns, dass unser Volk eine solche Not erleiden muss, wie sie die Arbeitslosigkeit uns vor die Augen stellt. Ein Volk, das sein Haupt (gemeint ist Kaiser Wilhelm, d. Red.) zur Arbeitslosigkeit verdammt, kann sich nicht wundern, wenn als Gottes Antwort auf solche Tat die Arbeitslosigkeit von Millionen folgt."

Kommentar überflüssig!"

------------------------------------------------

Auch zu den nachfolgenden vier Meldungen, die allesamt der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1933 entnommen wurden, ist wider der Standardsatz hinzuzufügen. Nur dort abgedruckt. Nicht jedoch in der deutschen Ausgabe.

(Meldung 1 GZ Bern 1. 1. 1933)

Ausschaltung der "jüdischen Bibel" aus   dem öffentlichen Unterricht?

In der Sitzung der Berliner Stadtverordnetcnversammlung vom 11. November beantragte die Nationalsozialistische Fraktion "Verfügungen" über den Unterricht, in denen verlangt wird, dass die "jüdische Bibel" aus dem Unterricht in den Schulen ganz ausgeschaltet wird.

In den Religionsstunden soll gemäss den "Verfügungen" darauf hingewiesen werden, dass Christus ein Germane, Gott ein Deutscher ist.

(Meldung 2 GZ Bern 1. 1. 1933)

Die Judenhetze der Nationalsozialisten ist so heftig und erfolgreich, dass keine deutsche Partei es mehr wagt, ihren Wählern jüdische Kandidaten an aussichtsreicher Stelle ihrer Liste vorzuschlagen. Das Ergebnis ist, dass kein einziger Jude dem deutschen Reichstag angehört. Selbst jüdische Herkunft wird von den Parteien und folglich von den Wählern als Makel empfunden.

Eine Ausnahme macht nur die Sozialdemokratie. Der sozialdemokratische Abgeordnete Marum, Rechtsanwalt in Karlsruhe, ist jüdischer Abstammung, gehört freilich ihrer Gemeinschaft nicht mehr an."

(Meldung 3 GZ Bern 1. 1. 1933)

„Hitler in Luxemburg

Vor einiger Zeit hat ein Cafehausbesitzer in der Philippstrasse der Stadt Luxemburg auf der Eingangstüre seines Lokals eine Aufschrift "Judenfreies Lokal" anbringen lassen. Wie es scheint ist der Besitzer nicht ganz normal und hat sich zu dieser Tat von einigen Deutschen, die in seinem Lokal verkehrten, bewegen lassen. Es wurde sofort bei den luxemburgischen Behörden interveniert, die die Entfernung der Aufschrift veranlassen wollten.

Aber nach kaum 24 Stunden haben einige Juden sich nach diesem Cafelokal begeben, die Fenster der betreffenden Eingangstür eingeschlagen und mit dem Wirt tüchtig abgerechnet.

Diese Tatsache beweist, dass in einem Land wie Luxemburg, wo weder die Bevölkerung noch die Behörden antisemitisch sind, die Juden ihren Mann stellen können. Es herrscht in Luxemburg die feste Überzeugung, dass obiger Cafehausbesitzer keine Nachahmer mehr finden wird."

(Meldung 4 GZ Bern 1. 1. 1933)

„Christen 4. Klasse?

In Oldenburg ist etwas Programmwidriges passiert. Im Auftrag der Mission hat ein Neger, der Negerpastor Kwami Vorträge und Predigten (in der Kirche) gehalten. Nun sind aber Neger Untermenschen, und in Oldenburg regieren die Nationalsozialisten. Der Herr Ministerpräsident tat also einige scharfe Aussprüche gegen die hier offenbar vorliegende Schändung der weissen Rasse.

Die christliche Propaganda empfand das hinwiederum ihrerseits als peinlich und beleidigend. Denn Herr Kwami ist doch Christ, kein gewöhnlicher Neger.

Es entspann sich eine erregte Debatte in der Öffentlichkeit.

Diese hat nunmehr ihren vorläufigen Abschluss in einem Strafantrag wegen Beleidigung gefunden, den der oldenburgische Oberkirchenrat gegen den Ministerpräsidenten Röver gestellt hat.

Der Oberkirchenrat hält eine "Klare Stellung" auch "im Interesse der Allgemeinheit" für notwendig.

Nun wird also wohl in Oldenburg gerichtlich festgestellt werden

l) ob Neger auch Menschen sind,

2) ob sie es durch den Übertritt zum Christentum vielleicht werden, oder

3) erst, wenn sie christliche Pastoren sind."

--------------------------------------------------------

Überflüssig zu bemerken, dass auch die nachfolgende Meldung aus der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1933, von der Magdeburger Ausgabe des GZ nicht abgedruckt wurde:

„Alter schützt vor Torheit nicht!

In einer Traueranzeige in den "Braunschweiger Blättern" heisst es über eine 80-jährige Greisin: "Ihr Glaube an Adolf Hitler und das Dritte Reich war unerschütterlich".

------------------------------------------------------

Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1933 notierte (Wiederum nur diese. Keine Übernahme durch das Magdeburger GZ):

„Salonfähige Juden

An der Sitzung des Düsseldorfer Industrieklubs am 27. Januar, auf der Hitler seine grosse Rede gehalten hat, haben auch prominente jüdische Industrielle teilgenommen, und zwar (laut "Jüdischem Echo" Nr. 17): Bankier Elkan, Munitionsfabrikant Grünstahl, Justizrat Cohen, erster Vorstand der liberalen jüdischen Gemeinde, Herr Fröhlich in Firma Fröhlich und Lippmann und Direktor Nothmann vom westdeutschen Röhrenverband.

Nach Beendigung der Hitlerschen Rede sprang Thyssen auf und bat die anwesenden Herren, Hitler durch den römischen Gruss zu ehren, worauf sich alle, auch die jüdischen Herren, pflichtgetreu erhoben und die Arme reckten.

Worüber soll man sich nun mehr wundern: über die Charakterlosigkeit der jüdischen Herren oder über den schlauen Rattenfänger Hitler?

Vielleicht müssen noch ein paar arme Juden, die sich einen Dreck um hohe Politik gekümmert haben, durch den nun einmal aufgestachelten Mob ihr Leben lassen, — die Herren von einer halben Million an aufwärts sind und waren schon immer salonfähig.

"Die Sonntags Ztg." Stuttgart.

[Zu diesem da von der Schweizer Ausgabe des GZ übernommenen Pressebericht, mit der darin auch enthaltenen Passage:

" ... die sich einen Dreck um hohe Politik gekümmert haben, durch den nun einmal aufgestachelten Mob ihr Leben lassen ..." darf man wohl noch anmerken.

Genau dieselbe Geisteshaltung, in Vergangenheit und Gegenwart, begegnet man Spiegelbildlich bei den Zeugen Jehovas, einschliesslich der sich fallweise daraus ergebenden Weiterungen! ]

Noch eine weitere Meldung aus der gleichen Ausgabe des Schweizer GZ:

Von der "Vorsehung:" bestimmt

"Ich habe auch die Überzeugung und das sichere Gefühl, dass mir gar nichts zustossen kann. weil ich weiss, dass ich von der Vorsehung zur Erfüllung meiner Aufgabe bestimmt bin. Mein Wille ist zäh, unbändig und unerschütterlich. Bis ich 85 Jahre alt bin, ist Herr von Hindenburg längst nicht mehr. Wir kommen an die Reihe."

Adolf Hitler in seiner Rede am 7. IX. 32 in München.

(Wiederum für das Magdeburger GZ nicht zitierenswert).

---------------------------------------------

Auch bezüglich der in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1933 abgedruckten nachfolgenden Meldung, ist die Standardmeldung hinzuzufügen. Von der deutschen GZ-Ausgabe nicht abgedruckt:

„Ein "gewaltig tönendes Nichts" Der Hochmeister des "Jungdeutschen Ordens", Arthur Mahraun, hat auf die Sportpalastrede Hitlers mit einem Aufruf geantwortet, in dem er den Jungdeutschen Orden als "neue nationale Opposition" vorstellt und u. a. sagt:

..Mit Spannung haben Millionen der Rundfunkübertragung der Rede des Reichskanzlers Hitler gelauscht. Millionen von Anhängern des Reichskanzlers mögen dabei nur von den Gefühlen geleitet gewesen sein, den Siegesrausch der letzten Tage fortzusetzen. Aber unzählige Menschen haben danach gestrebt, ihr Urteil noch einmal zu überprüfen. Sie waren bereit, den Parteimann von gestern zu vergessen und in Adolf Hitler den Reichskanzler von heute zu sehen. Das Urteil, welches wir nun aber fällen müssen, ist vernichtend. Wir urteilen nach dem gewaltig tönenden Nichts, das vor uns aufgestanden ist...

Die Stimme, die wir hörten, ist nicht die eines Kanzlers, der unserem unglücklichen deutschen Volke den Frieden bringen kann... Wir wollen nichts mehr hören von Vergangenheit, Vergeltung und Marxisten, die längst nicht mehr am Ruder sind... Wir wollen wissen, was geschehen soll.

Darüber aber haben wir gestern nicht ein Wort gehört. Wir Jungdeutschen werden seit dem gestrigen Abend nicht ablassen, die Reichsregierung unaufhörlich zu fragen: Wohin soll der Weg gehen? Wir sind von tiefstem Misstrauen erfüllt.

Was soll aus Deutschland werden, wenn dieser Wahn zerreisst? ... Nicht Phrasen, Wahlen und Hasspropaganda, sondern einzig und allein restlose Klarheit ist das Gebot der Stunde!"

--------------------------------------------

„Kommentar überflüssig" überschrieb die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1933, ihre nachfolgende Meldung.

Und zu der muss man dann wohl noch anmerken. Ein Kommentar ist in der Tat auch dergestalt überflüssig, dass die Magdeburger Ausgabe des GZ, auch diese Meldung nicht mit übernahm. In der Sache wurde ausgeführt:

"Nazi-Pfarrer"

Wie die deutsche Presse berichtet, hat in Frankfurt a. M. der "Nazipfarrer" Probst vor einiger Zeit erklärt, er könne sich im politischen Kampf auch einen Christen mit der Waffe in der Hand vorstellen. Ausserdem habe dieser "Geistliche" bei seinem Kirchenvorstand den Antrag gestellt, Hitler ins Kirchengebet aufzunehmen. (In der Form, wie das früher bei Wilhelm II. der Fall war.)

Vielleicht muss man aber doch einräumen, die „Überschrift" „Kommentar überflüssig" bezog sich eben nicht auf jene Meldung bezüglich eines Nazipfarrers, sondern bildete den Schlusssatz einer vorangegangenen Meldung in dergleichen GZ-Ausgabe. Und jene vorangegangene Meldung thematisierte die erneute Ausstellung der katholischen Reliquie „heiliger Rock in Trier". Also ein völlig anderes Thema. Diese Korrektur ist also ausdrücklich einzuräumen.

Indes in der Sache ist weiterhin festzustellen, dass zum Schweigen des Magdeburger „Goldenen Zeitalters", bezüglich der relevanten Sachverhalte, ein Kommentar überflüssig ist.

Das ändert sich auch nicht durch den Umstand, dass nunmehr das Naziregime am Ruder war.

Man schwieg auch davor!

----------------------------------

In der Schweizer Ausgabe des GZ vom 1. 5. 1932 las man:

„Wie ein sozialdemokratischer Abgeordneter im Preussischen Landtag ausgeführt hat, soll der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Schmeer (Sachsen) in zwei Versammlungen folgende Erklärung abgegeben haben:

"Wenn wir zur Macht kommen, dann werden wir alle, die nicht zu uns gehören, als Schweine betrachten und sie alle wie ein Schwein niederstechen, und wenn wir bis an die Knöchel im Blut waten müssen, wir werden mit den roten aufräumen."

Bei letzterer Meldung würde ich eventuell einräumen. Nicht dieselbe Meldung; wohl aber eine ähnliche, etwa 1931 (Boxheimer Dokumente) zeitlich anzusiedeln, gab es auch mal in der Magdeburger Ausgabe des GZ.

Das aber gilt dann nur für diese eine Meldung. Für die anderen nicht!

------------------------------------------

Das Verhältnis des deutschen „Goldenen Zeitalters" zum heraufziehenden Nazismus lässt sich treffend auch an der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1932 veranschaulichen. Dort gab es in der Sammelrubrik „Revue" nachfolgende Kurzmeldung:

„10. 1. Ergebnisse der Reichspräsidentenwahl.

Hindenburg 19 350 642, Hitler 13 417 640, Thälmann 3 706 383 Stimmen. Hindenburg ist demnach auf sieben Jahre als Reichspräsident wiedergewählt."

Ende der Durchsage des GZ. Mehr dazu zu sagen, erschien ihm offenbar nicht opportun.

----------------------------------------------

Noch ein Beispiel.

Zu der nachfolgenden Meldung der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1932, muss man sagen. Sie tangierte sehr wohl das Rattenfänger-Gehabe der Nazis. Ihre Pseudo"wissenschaftlichkeit", die dann ja namentlich in bezug auf Juden, Sinti und Roma usw. noch dramatische Folgen annehmen sollte.

Insofern ist es zu begrüssen, dass auch das genannte GZ jene Meldung aufnahm und weitergab.

Aber auch bei ihr ist wiederum die ernüchternde Feststellung zu treffen. In der deutschen Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" eben nicht nachweisbar.

Auch dazu erneut die Frage. War dieses Schweigen nun Klugheit oder Feigheit?

Nachstehend die in Rede stehende Meldung:

„Germanen und ihre Merkmale

Das "Goldene Zeitalter" ist gewiss nicht der Ort. sich mit Rassengegensätzen zu befassen. Weil wir aber das Menschenhassen und Kriege führen verurteilen, und andere Zeitungen beides durch Hinweis auf Rassengegensätze zu rechtfertigen suchen, haben uns die Feststellungen, die der Geheimrat Prof. Dr. Kruse, Direktor des Hygienischen Instituts der Universität Leipzig, über Rassenmerkmale und ihre Ursachen in den Leipziger Neuesten Nachrichten veröffentlicht, hoch amüsiert. Denn durch diese Feststellungen bekommt unsere heutige Rassenlehre einen argen Stoss. Dr. Kruse ist sicher ein unverdächtiger Beurteiler. Wir entnehmen seinen Ausführungen Folgendes:

"Gewöhnlich sieht man die Schädelform für ein wesentliches Rassenmerkmal an. Die Langköpfigkeit gilt als Rassenmerkmal der Germanen. Es hat sich aber ergeben, dass die Kopfform durch die Lagerung beeinflusst wird, die man neugebornen Kindern zu teil werden lässt. Legt man die neugebornen Kinder auf harte Kissen, so bekommen sie lange Köpfe, weil das an sich schon schmale Köpfchen auf der Seite liegen bleibt; legt man sie dagegen mit dem Köpfchen auf weiche Kissen, so werden Kurzkopfe geformt. Versuche in der Leipziger Frauenklinik und im Mütter- und Säuglingsheim haben dies bestätigt.

Auch die Körpergrösse ist sehr erheblich von Umwelteinflüssen abhängig und also kein zuverlässiges Rassezeichen. Im letzten Jahrhundert ist die Körperlänge in Deutschland, aber auch im ganzen Nordeuropa erheblich gestiegen, wobei merkwürdige Verschiebungen stattgefunden haben. Weiter hat sich ergeben, dass die Verpflanzung Deutscher nach Amerika ihre Körperlänge steigert.

Besonders überraschend war das Ergebnis, dass man allen Nasenformen überall begegnet und dass die Germanen kein Vorrecht auf eine edle schöne Nase haben. Im Gegenteil fand man gerade im Norden Deutschlands und überhaupt Europas die meisten eingebogenen Nasen."

Nach den Feststellungen Dr. Kruses hat die Verwandtschaft in Volkstum und Sprache einen weit grösseren anthropologischen Wert als die Rassentheoretiker ihr zugestehen wollen. Andererseits ist er kein Gegner der Rassenhygiene. Er rät: "Sorge für dein Volkstum, so sorgst du am besten für deine Eigenart!"

----------------------------------------------------

Auch zu der nachfolgenden, der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 9. 1932 entnommenen Meldung ist zu berichten.

Nur in der Schweizer Ausgabe nachweisbar; nicht jedoch in der Deutschen!

Genannte GZ-Ausgabe notierte:

„Das verstand Deutschland nicht

"Er (der Deutsche) hat keine blasse Ahnung, wie man das Volk beschwindeln muss wenn man Massenanhänger haben will, dass durch kluge Anwendung von Propaganda dem Volk selbst der Himmel vorgemacht werden kann und umgekehrt; das elendeste Leben als Paradies, das verstand Deutschland nicht."

Adolf Hitler in "Mein Kampf"

Nicht „Heil Hitler!" darf der Wahlruf des deutschen Volkes sein, sagte unter gewaltigem Beifallsstürme der Reichstagsabgeordnete Joos in einer Zentrumsversammlung in Essen, sondern nur "Heil Deutschland!"

--------------------------------------------------

Es gab in den nachfolgenden Ausgaben der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters", auch weiterhin Anti-Nazistische Meldungen. Im Kontext dieser Betrachtung indes, können sie nicht berücksichtigt werden. Allerspätestens seit März 1933 (wenn denn nicht schon früher) konnten selbst „Blinde mit dem Krückstock" sehen, was sich nun in Hitlerdeutschland abspielte. Es wäre unfair wollte man für den Zeitraum ab 1933, den gleichen Massstab anlegen, der für die Zeit davor, sehr wohl anwendbar ist.

Soweit es wenige Meldungen Anti-Nazistischer Art, auch in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" gab, betraf deren Inhalt primär religiöse Aspekte; nicht jedoch den Nazismus in seinem Wesensgefüge.

Ein solches Beispiel ist der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1932 entnehmbar. Unter der Überschrift „Koalition mit dem Teufel" liest man da:

„In der Universitätsstadt Göttingen wächst ein guter Teil der jungen Blüte protestantischer Theologenschaft heran. Der erste Vortragsabend dieses Semesters war dem Thema „Christentum und Nationalsozialismus" gewidmet. In der Aussprache nach dem Referat des Hauptredners verteidigte Pastor Matiat seinen Parteiglauben mit folgenden Worten:

„Wir sehen im Nationalsozialismus die deutsche Freiheitsbewegung, zu der wir uns bekennen würden, selbst wenn sie im Namen des Teufels geführt würde."

Die Zuhörer, würdige Theologieprofessoren und junge „Studenten der Gottesgelehrtheit" spendeten dieser Bereitschaft zur Treue einer Teufelsparole gegenüber reichen Beifall.

Anhänger teuflischer Ideen hat es von alters her gegeben. Darin kann also nichts Neues mehr kommen. Neu ist nur das offene Bekenntnis dazu, das hat es bisher nicht gegeben."

--------------------------------------

Eine der seltenen Ausnahmen ist auch die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1933, wo auch zu lesen ist:

„... Oder was soll man sagen zu der Todesanzeige, die wir den „Langensalzener neusten Nachrichten" vom 4. Dezember 1932 entnehmen:

Da sagt man von dem Pfarrer Schmidt in der Todesanzeige, dass er gestorben sei „mit den festen Glauben an die Sendung Adolf Hitlers."

Die einfachen Christenleute sterben in den festen Glauben an die Sendung Christi, aber hier dieser Mann der ein Führer dieses Christenvolkes sein sollte (und solcher Führer gibt es viele), der ist nach den bestimmten Angaben seiner Angehörigen nicht in Raum an Christi, sondern Glauben an Adolf Hitler Sendung gestorben. Wir sagen dazu nur: „Wenn man solche sieht am grünen Holz was soll am dürren werden?"

Hier aber wiederum das Charakteristikum. Es wird ein Vertreter der religiösen Konkurrenz attackiert. Die Politik der Nazis insgesamt, ist aber für das Magdeburger GZ weiterhin Tabu, über die es nichts, oder nur marginales, kommentiert.

Die Liste von Beispielen, wo Anti-Nazistische Aussagen in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" nachweisbar sind (aber nicht in der Magdeburger Ausgabe) wird immer länger.

--------------------------------------------

Auch in der Berner Ausgabe des GZ vom 15. 8. 1932, konnte man diesbezügliches lesen. So etwa das:

"Im Glauben an seinen Adolf sanft entschlafen."

Bisher konnte man in Todesanzeigen lesen, dass Menschen mit dem Glauben an eine Wiederauferstehung im Jenseits oder mit dem Glauben an "Gott den Allmächtigen" oder "versehen mit den hl. Sterbesakramenten" starben. Das deutsche Gemüt kommt ohne schmückende Beiworte bei der Verkündigung einer so schlichten Tatsache, wie es das Sterben ist, nicht aus.

Dem Kitsch in allen Gefühlsangelegenheiten die Krone aufzusetzen, blieb den deutschen Nationalsozialisten vorbehalten. Haben sie doch die Räuberromantik in die Politik, den Courth-Mahler-Stil in die Berichterstattung eingeführt.

So lesen wir in einer Todesanzeige in "Hakenkreuzbanner" vom 11. Mai, dass in Neulussheim ein Herr "Heinrich Scheibel am 9. Mai 1932, 23 Uhr, mit dem Glauben an Adolf Hitlers, unseres Führers, Sieg, sanft entschlafen ist."

Freundliche Grüsse im Dritten Reich."

Weiter diegleiche Schweizer GZ-Ausgabe noch:

„Wilhelm III.

Unter obigem Titel schreibt ein deutsches Blatt nachstehende Widmung, freilich wenig schmeichelhaft für denjenigen, den es angeht:

"Adolf Hitler steht einstweilen noch als ergebener Diener seiner und unserer vorläufigen Herren, der neuen Minister, an den Stufen des Thrones, von dem herab er bald über sein angestammtes deutsches Untertanenvolk zu herrschen hofft. Aber die Allüren eines Gottesgesalbten hat er von jeher gehabt, und in letzter Zeit wird es damit immer schlimmer. Er spricht schon meisterlich in jenem Bombast, den sein erlauchter Vorgänger, bis auf weiteres oder näheres noch in Doorn wohnhaft, so souverän beherrscht hat ..

Er ist offenbar besessener als je; die nationalsozialistische Terminologie nennt solche an Sanatoriumsreife grenzende Manie wahrscheinlich "Sendung"... Man hat den Eindruck, dass er Tag und Nacht eine heimliche Krone mit sich herumträgt; die historische Haarsträhne lugt neckisch drunter hervor. Er regiert schon jetzt. Trotzdem: auch ER weiss, was man sich als Chef einer Kulturnation schuldig ist; wenn er ins Zeug fährt, dann mit Mass.

Die jüdische Presse z. B. -: "Ich werde das "Berliner Tageblatt", die "Morgenpost" und die "B. Z." und die andern nicht verbieten, aber ich werde dafür sorgen, dass sie in hebräischer Sprache erscheinen", hat er in einer Rede in Mecklenburg witzig und geistvoll getönt"

Das Blatt bemerkt zum Schlusse:

"Der Faden wird da aufgenommen, wo er vor 14 Jahren abgerissen ist; auf Wilhelm folgt Wilhelm; wir sind keinen Schritt weiter gekommen. ..."

In der "N(euen) Z(ürcher) Z(eitung)" schreibt ein deutscher Protestant, dass die reformierte Geistlichkeit Deutschlands massenhaft im Hitlerlager drinnen stecke. Ein protestantischer Geistlicher erklärte nach zitiertem Blatte (Nr. 1089 v. 12. 6. 1932) in einer öffentlichen Versammlung einer deutschen Universitätsstadt wörtlich:

"Wir bekennen uns zur nationalsozialiststehen Freiheitsbewegung, und wenn sie im Namen des Teufels geführt würde!"

--------------------------------------------------

Und um das Maß vollzumachen, sei ausdrücklich auch hinzugefügt.

Auch der nachfolgende Artikel, der deutschen Presse entnommen, wurde nur von der Schweizer Ausgabe des GZ (15. 12. 1932) nachgedruckt. Nicht aber von der Ausgabe Magdeburg

Er führte aus:

Kirche mit Hakenkreuz

Wer Gelegenheit gehabt hat, in der letzten Zeit mit Pfarrern der evangelischen Kirche (Deutschlands, d. Red.) zusammenzukommen, wird eine merkwürdige Entdeckung gemacht haben: Sie sind zusehends moderner geworden. Nicht nur einzelne sondern die Mehrzahl von ihnen. Man könnte den Sachverhalt allerdings noch einfacher umschreiben. Aber dann wirkt er nicht mehr so eindrucksvoll. Dann muss man trocken und nüchtern feststellen, dass die Kirchen heute darauf und dran sind, sich zum Evangelium Hitlers zu bekehren.

Die Begründung für diesen Entschluss ist bezeichnend:

„Wir wollen den Nationalsozialismus gegenüber", so sagen die pastoralen Apostel jüngster Prägung, „nicht wieder den gleichen Fehler begehen, den die Kirche ehedem der Sozialdemokratie gegenüber begangen hat. Wir wollen nicht abermals den Vorwurf auf uns laden, an einer zeitgeschichtlich bedeutungsvollen Bewegung vorübergegangen zu sein, ohne ihren Idealismus anerkannt zu haben und für ihre berechtigten Forderung eingetreten zu sein. Jetzt oder nie ist der Augenblick gekommen, den verlorenen Boden zurückzuerobern, und die Sympathien der Massen wiederzugewinnen.

Und nach wie vor, kümmert sie sich nicht darum, ob die Macht, die sie sich zu verschreiben gedenkt, zu ihrem angeblichen innersten Wesen, nämlich zu der Lehre von der bedingungslosen Nächstenliebe, denn auch nur die mindeste Beziehung aufweist. Täte sie es, so müsste sie ja doch wohl bemerken, dass der Nationalsozialismus in schroffsten Gegensatz zu allem steht, was christlich ist, dass er die Gewalt verherrlicht und die Nation vergottet, während Jesus die Gewaltlosigkeit gepredigt hat und in erster Linie darum gekreuzigt worden ist, weil er ein schlechter Patriot war und es mit den „Zöllner und Sündern" hielt, das heißt den als Volksverrätern geltenden Steuereinnehmern des Landesfeindes und den Römern selbst, die den jüdischen Nationalisten als unrein und als Sünder gelten.

Die Kirche mit dem Massen auf ihre Seiten bekommen. Glaubt sie sie es so erreicht? Ich fürchte sie wird nur weiter sich entfremden, selbst wenn sich nach ihren Übertritt zum Hitlerismus die Gotteshäuser für eine Weile wieder füllen sollten. Es wird ihr gehen in Kriege, als sie es unternahm, die Waffen zu segnen und denen, die sie führen sollten, ein gutes Gewissen zu machen. Der Zeitlauf, der sich durch diese ihre Wendigkeit und Modernität verschaffte, wurde von ihr schon nach ein paar Jahren durch eine Kirchenaustrittsbewegung gebüsst, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Und diesmal wird es ihr nicht besser gehen. Sie wird sich nicht zu wundern brauchen, wenn sie auf ihren Hakenkreuzen ebenso sitzen bleibt wie ehedem auf ihren eisernen Kreuzen.

Die Sonntagszeitung von Dr. E. Schairer, ehemaliger evangelischer Priester in Stuttgart.

------------------------------------------

Ergänzend siehe auch:

19332Kraftchristentum

-------------------------------------------------------------

Von der vormaligen Webseite "Watchtower Observer" sei auch noch ein diesbezüglicher Text entnommen:

Year Book 1934 - Page 127

GERMANY

For more than a quarter of a century the Society has carried forward its work in the land of Germany. During the World War little or no activity was possible, to be sure; and after the war the Society had

Year Book 1934 - Page 128

practically nothing in Germany. Shortly after the World War there was a large amount of money sent by American citizens though the home office in Brooklyn to Germany for the purpose of investing in real estate and in machinery to carry on the work of preaching the 'gospel of God's kingdom' in that land. Thereafter and until the year 1933 there was a constant increase in the progress of the work. Thousands of people gave testimony to having received much joy and consolation.

In the spring of 1933, political conditions underwent a great change in Germany. The opinion is here ventured that the harshness of the Treaty of Versailles drove many good, honest people of Germany to desperation and they were ready and willing to grasp almost any kind of movement to free themselves from the burdens

that the treaty placed upon them. There was a complete change in the administration in 1933, and Satan with his earthly agents, particularly from Rome, took adventage of the opportunity to do injury to the Lord's cause. We know, of course, that Jehovah could have prevented this, but manifestly he had not interfered, permitting those who are opposing him and his kingdom to fully and completely identify themselves on the side of Satan before Armageddon takes place.

Bavaria is a Catholic country in particular. The persecution of Jehovah's witnesses began rigorously in Bavaria and within a few hours thereafter Catholic newspapers in the United States published statements gloating over the fact that the "Bible students" in Bavaria were being stopped. This is a circumstance showing that the order came from Rome and that the Papal hierarchy is really behind of the persecution of God's people in Germany. It has been easy for Gog, Satan's chief officer, to pull together his religious

Year Book 1934 - Page 129

agents and endeavor the induce the political wing of the government to work against the proclamation of Jehovah's kingdom.

Early in April 1933, the police of Germany, under order, occupied the Society's property at Magdeburg and forbade the operation of the plant, closed it up and scaled the machines, and a search began of all of its books, literature and correspondence. Every room in the premises was thoroughly searched, with the announced purpose of finding some evidence that the Society is against the state. A whole staff of officials was called in to do this work, and after a thorough and complete examination of everything on the premises absolutely nothing was found, and the property and its activities were released on the 28th day of April, 1933. Enemies have charged that the Society was engaged in communists activities and working in league with the communists and socialists to overthrow the government; but not one word of testimony was found in support of that. The government official making examination, after it was completed, remarked that nothing political nor any criminal evidence has been found by the searchers against the Society.

On June 28, 1933, again the Society's property was seized and occupied and its printing plant closed by order of the government. This was done upon an order which states that it is in "a decree of the government for the protection of the people and the state, issued for the defense against violent actions tha endanger the state". Not one word of testimony in truth and fact has been found to support this claim.

The Watch Tower Bible & Tract Society, incorporated under the laws of the United States, was legally admitted to Germany by proper legal authority in the

Year Book 1934 - Page 130

year 1921. After being thus legally admitted as a corporation a large sum of money was spent in creating buildings, machinery, etc. The Society has always respected the laws of the German government and has never done anything that might be interpreted as being contrary to the same. The Society has never had any affiliation directly or indirectly with communists or any other political body. All of its literature shows positively that it is against such. The Society's work is devoted exclusively to teaching the Scriptures, and not at any time to anything political.

A treaty exists between the United States and German governments, which treaty guarantees to American citizens the right to have and maintain property in Germany and to carry forward their work in harmony with German laws. The action of the German government has been directly in violation of this treaty. The State Department has acted together with the Society to have these violations removed. From June, 1933, to the first part of October the Society's property at Magdeburg was in possession of the state police and the machine were scaled and most of the 180 workers there were compelled to leave the premises. During that time the government police seized and carried away and burned over $25,000 worth of literature, books, booklets, paintings, Bibles and other material of the Society. The government has forbidden any meetings of the various companies of Jehovah's witnesses throughout Germany, seized and confiscated all the literature and completely stopped the distribution of the same.

In June, the president of the Society visited Germany to take some action to get the Society's property restored to our possession and to carry on to work, further. Knowing that the enemy has misrepresented

Year Book 1934 - Page 131

the facts to the government, a Declaration of Facts was prepared, and on the 25th day of June, 1933, more than 7,000 of Jehovah's witnesses assembled at Berlin and unanimously adopted the resolution, millions of which were printed and distributed throughout Germany. That resolution is as follows, to with:

Declaration of Facts

"This company of German people, who are peaceable and law-abiding citizens representing many others from every part of Germany, all of whom are earnestly laboring for the highest welfare of the people of this land, being now duly assembled at Berlin this 25th day of June, A.D. 1933, do joyfully declare our complete devotion to Jehovah, the Almighty God, and to his kingdom under Christ Jesus, whose shed blood bought the human race. We declare that the holy Scriptures set forth in the Bible constitute the Word of Jehovah God given to men for their guidance in righteousness, and that the Word of God is the truth, and that it is of greatest importance that man have a knowledge of his relationship to God. We ask to be judged by the standard of the Word of God.

"Christ Jesus is Jehovah God's great Witness to the truth, and as his faithful and devoted followers we are, by His grace, witnesses to the truth. The purpose of this Declaration is that we may present a true and faithful witness before the rulers and the people as to the name and purpose of Jehovah God and our relation thereto.

"We are wrongfully charged before the ruling powers of this government and before the people of this nation; and in order that the name of Jehovah God may be exalted in the minds of the people, and that his benevolent purposes be better understood and

Year Book 1934 - Page 132

our position fairly placed before the government, we do respectfully ask the rulers of the nation and the people to give a fair and impartial consideration to the statement of facts here made.

"The Scriptures plainly state that the chief opposer of Jehovah God and the greatest enemy of mankind is Satan the Devil, whose name is also that of Serpent and Dragon. It is written in the Scriptures that Satan, who has long been the invisible ruler of this world, deceives and blinds the people to the truth in order that the light of and concerning Jehovah God and Christ Jesus may not shine into the minds of men. (2 Corinthians 4:3,4) Frequently by fraud, subtility and deception Satan has induced honest persons to war with each other, in order that he might turn them all away from God and destroy them. Above all things, the people need to know Jehovah God and his gracious provision for their general we

Jews

"By the term 'clergy', as used in our literature, reference is made to that class of professed religious teachers, priests and Jesuits who employ improper political means to accomplish their ends and joinforces even with those who deny God and the Lord Jesus Christ. That is the same class to whom Jesus referred as his persecutors. We have no criticism of any honest religious teacher.

"When Jesus went to the Jews to tell them of the truth, it was the Jewish clergy, that is to say, the Pharisees and priests, that violently opposed him and persecuted him and caused him to be charged with all manner of crimes and offenses. They refused to hear the truth, and addressing them Jesus said: 'Why do ye not understand my speech? even because ye cannot

Year Book 1934 - Page 133

hear my word. Ye are of your father the devil, and the lusts of your father ye will do. He was a murderer from the beginning, and abode not in the truth, because there is no truth in him. When he speaketh a lie, he speaketh of his own: for he is a liar, and the father of it. And because I tell you the truth, ye believe me not.' (John 8:43-45) Although the Pharisees and priests then claimed to represent Jehovah God Jesus told them that they were in fact the representatives of Satan the Devil.

"We have no fight with any persons or religious teachers, but we must call attention to the fact that it is generally those who claim to represent God and Christ Jesus who are in fact our persecutors and who misrepresent us before the governments and nations. As true followers of Christ Jesus we are to expect such opposition, and we mention it here in explanation of why we have been misrepresented before the rulers of this nation. To his faithful followers Jesus said: 'Remember the word that I said unto you, The servant is not greater than his lord. If they [the false religious teachers] have persecuted me, they will also persecute you; if they have kept my saying, they will keep yours also.' (John 15:20) Furthermore, Jesus said that this same class of men would cause his true followers to be wrongfully charged before the ruling powers, his language being: 'But take heed to yourselves: for they [false religious teachers] shall deliver you up to councils [police power]; and in the synagogues ye shall be beaten; and ye shall be brought before rulers and kings for my sake, for a testimony against them.' (Mark 13:9) This explains why Jehovah God now permits his faithful witnesses to be misrepresented and persecuted, namely, that those of a wrong spirit may identify themselves as opponents

Year Book 1934 - Page 134

of God and thus bear witness against themselves. The same materialistic spirit that caused the persecution of Jesus Christ now exists and is back of the persecution of us as his faithful followers.

"It is falsely charged by our enemies that we have received financial support for our work from the Jews. Nothing is farther from the truth. Up to this hour there never has been the slightest bit of money con- tributed to our work by Jews. We are the faithful followers of Christ Jesus and believe upon Him as the Savior of the world, whereas the Jews entirely reject Jesus Christ and emphatically deny that he is the Savior of the world sent of God for man's good. This of itself should be sufficient proof to show that we receive no support from Jews and that therefore the charges against us are maliciously false and could proceed only from Satan, our great enemy.

"The greatest and the most oppressive empire on earth is the Anglo-American empire. By that is meant the British Empire, of which the United States of America forms a part. It has been the commercial Jews of the British-American empire that have built up and carried on Big Business as a means of exploiting and oppressing the peoples of many nations. This fact particularly applies to the cities of London and New York, the stronghold of Big Business. This fact is so manifest in America that there is a proverb concerning the city of New York which says: 'The Jews own it, the Irish Catholics rule it, and the Americans pay the bills.' We have no fight with any of these persons mentioned, but, as the witnesses for Jehovah and in obedience to his commandment set forth in the Scriptures, we are compelled to call attention to the truth concerning the same in order that the people may be enlightened concerning God and his purpose.

Year Book 1934 - Page 135

Our Literature

"It is said that our books and like literature, when circulated amongst the people, constitute a danger to the peace and safety of the nation. We are certain that this conclusion is due to the fact that our books and other literature have not been carefully examined by the rulers and hence are not properly understood. We respectfully call attention to the fact that these books and other literature were written originally in America and the language therein used has been adapted to the American style of plainness of speech and, when translated into German, the same appears to be harsh. We admit that the same truths might be stated in a less blunt and more pleasing phrase, and yet the language of these books follows closely the language of the Bible.

"It should be borne in mind that in the British Empire and in America the common people have suffered and are now suffering greatly because of the misrule of Big Business and conscienceless politicians, which misrule has been and is supported by political religionists, and hence the writers of our books or literature have endeavored to employ plain language to convey to the people the proper thought or understanding. The language used, however, is not as strong or emphatic as that used by Jesus Christ in denouncing the oppressors and false teachers of his time.

"The present government of Germany has declared emphatically against Big Business oppressors and in opposition to the wrongful religious influence in the political affairs of the nation. Such is exactly our position; and we further state in our literature the reason for the existence of oppressive Big Business and the wrongful political religious influence, because the Holy Scriptures plainly declare that these oppressive

Year Book 1934 - Page 136

instruments proceed from the Devil, and that the complete relief therefrom is God's kingdom under Christ. It is therefore impossible for our literature or our work to in any wise be a danger or a menace to the peace and safety of the state.

"Our organization is not political in any sense. We only insist on teaching the Word of Jehovah God to the people, and that without hindrance. We do not object to or try to hinder anyone's teaching or believing what he desires, but we only ask the freedom to believe and teach what we conceive the Bible to teach, and then let the people decide which they wish to believe.

"To know Jehovah God and his gracious provision for humankind is of most vital importance to all persons, because God has declared in His Word that where there is no vision or understanding of his Word the people perish. (Proverbs 29:18) We have devoted our lives and our material substance to the work of enabling the people to gain a vision or understanding of God's Word, and therefore it is impossible for our literature and our work to be a menace to the peace and safety of the nation. Instead of being against the principles advocated by the government of Germany, we stand squarely for such principles, and point out that Jehovah God through Christ Jesus will bring about the full realization of these principles and will give to the people peace and prosperity and the greatest desire of every honest heart.

"Our organization seeks neither money nor members, but we are a company or organized body of Christian people engaged solely in the benevolent work of teaching the Word of God to the people at the least possible cost to them. Our organization was originally incorporated in the United States of America

Year Book 1934 - Page 137

in 1884 under the name of the WATCH TOWER BIBLE & TRACT SOCIETY, and in 1914 incorporated under the laws of Great Britain by the name of the INTERNATIONAL BIBLE STUDENTS ASSOCIATION. These are merely the corporate names of our organization for legally carrying forward its work. The Scriptural name by which we are known is 'Jehovah's witnesses'. We are engaged solely in a benevolent work. The purpose of our organization is to aid the people to understand the Bible, which discloses the only possible way for the complete relief and blessing for mankind. Our organization has extended its work throughout the earth. The education, culture and upbuilding of the people must and will come through the agency of God's kingdom concerning which we teach as set forth in the Bible. The salvation of the people depends upon the true knowledge of and obedience to Jehovah God and his righteous ways.

"The people are in great distress and in need of help to understand the reason for their unhappy condition and what is the means of relief. The Scriptures, when understood, make this matter clear. Instead of collecting money from the people and using the same to erect great buildings and to support men in luxury, we print the gospel message of God's kingdom and carry it to the homes of the people that they may, at the least inconvenience to themselves, gain a knowledge of God's purposes concerning them.

"A careful examination of our books and literature will disclose the fact that the very high ideals held and promulgated by the present national government are set forth in and endorsed and strongly emphasized in our publications, and show that Jehovah God will see to it that these high ideals in due time will be

Year Book 1934 - Page 138

attained by all persons who love righteousness and who obey the Most High. Instead, therefore, of our literature and our work's being a menace to the principles of the present government we are the strongest supporters of such high ideals. For this reason Satan, the enemy of all men who desire righteousness, has sought to misrepresent our work and prevent us from carrying it on in this land.

"For many years our organization has put forth an unselfish and persistent effort to do good to the people. Our American brethren have greatly assisted in the work in Germany, and with money freely contributed, and that at a time when all Germany was in dire distress. Now because it appears that Germany may soon be free from oppression and that the people may be lifted up, Satan, the great enemy, puts forth his endeavours to destroy that benevolent work in this land.

League of Nations

"The language in our books or literature concerning the League of Nations has been seized upon as a reason for prohibiting our work and the distribution of our books. Let us remind the government and the people of Germany that it was the League of Nations compact that laid upon the shoulders of the German people the great unjust and unbearable burdens. That League of Nations compact was not brought forth by the friends of Germany. In America at one time the public press announced that 140,000 clergymen had set aside a certain period of time in which a concerted movement was to be made, and which was made, to induce the American people to fully endorse the League of Nations. It was the Federation of Churches in

America that issued a manifesto stating that the

Year Book 1934 - Page 139

'League of Nations is the political expression of God's kingdom on earth', and which by them was substituted in the place and stead of God's kingdom under Christ. It was in America that our organization under the visible leadership of its president pointed out emphatically that the League of Nations is not an institution of Jehovah God, because it is oppressive and unfair and nothing that proceeds from Jehovah God could be oppressive and unfair. It was that condition, existing at the time, which called forth the language that appears in our books concerning the League of Nations and also calling attention to the fact that such League of Nations compact can never bring about the relief and blessing of the people, because such relief and blessing can come only by adhering strictly to the principles laid down in God's Word and in the manner which Jehovah has pointed out.

"For almost half a century our strictly Christian organization has carried on its work in various parts of the earth. Its books are published in more than 50 languages, and upward of 140 million of these books are in the hands of the people. For more than thirty years our books and literature have been distributed throughout Germany, and millions of these are now in the hands of the German people and are read by the people, all of whom will bear testimony to the fact that these books, based strictly on the Bible, are of great help to them and upbuild them and give them hope for a realization of the blessings which Jehovah God long ago promised. In all these years of our work, and in the wide distribution of our books and literature, not one instance can be truthfully cited wherein our work or literature has been a menace to the government or has in any wise endangered the peace and safety of the nations.

Year Book 1934 - Page 140 must following but there exist no GIF

"The endeavors of our organization being exclusively confined to bearing testimony to the name and Word of Jehovah God, it would be entirely inconsistent for us to attempt to exert any political influence in the governments of this world or to do anything that would endanger the peace and safety of the nation. We have no desire nor inclination to do anything except to carry out our divinely given commission to proclaim the Word of Jehovah God.

"In America, Canada and other parts of the British Empire the political clergy, priests and Jesuits have persistently persecuted and continue to persecute those of our organization, and without just cause or excuse; and we have every reason to believe that a like influence has been subtilly [sic] employed by the great enemy Satan to misrepresent us and our work in Germany. We remind you that in the years past the political clergymen have brought more sorrow upon the German people than probably any other class of men. We have no desire to fight with the clergymen, but we do ask that the ruling powers of the nation judge us not by the misrepresentation of such men, but that we be judged according to the Word of God and the work we are doing consistent therewith. Jehovah God persecutes no one, but permits each

one to choose his own course, holding him responsible for his acts according to knowledge. Jehovah God has emphatically expressed his anger against those who do persecute others who are trying to serve him; and this proves that those who persecute us do not represent God, but that they are incited so to do by the enemy of God and man.-Psalm 72:4

Great Truths

"The Holy Scriptures, viewed in the light of present-day events which are in fulfilment of divine prophecy, disclose that: The time has arrived when Jehovah will make his name known to all creation and vindicate his name and clear it from the defamation which Satan has placed against that holy name. (Psalm 83: 18) When Jesus Christ, the Vindicator, ascended into heaven Jehovah commanded him to wait until his due time to put the enemy down. That period of waiting has now come to an end and God has sent forth his beloved Son to oust the enemy and rule in righteousness. (Psalm 110: 14; Hebrews 10: 12,13) The world, or uninterrupted rule, of Satan has ended, and this began to be evidenced by the World War in 1914, and since then until now is the time when the gospel of the Kingdom must be told to the people. (Matthew 24: 3,14) Satan has now been cast out of heaven and down to the earth and now confines his operations to the earth in an endeavor to blind the people to the truth and destroy them, and that is the reason for the present-day sufferings of humanity. The prophetic words of Jesus now apply: 'Woe to the inhabiters [the rulers] of the earth, and of the sea [the people in general]! for the devil is come down unto you, having great wrath, because he knoweth that he hath but a short time.'-Revelation 12: 12.

"The people of Germany have suffered great misery since 1914 and have been the victims of much injustice practiced upon them by others. The nationalists have declared themselves against all such unrighteousness and announced that 'Our relationship to God is high and holy'. Since our organization fully endorses these righteous principles and is engaged solely in carrying forth the work of enlightening the people concerning the Word of Jehovah God, Satan by subtilty [sic] endeavors to set the government against our work and destroy it because we magnify the importance of knowing and serving God. Instead of our organization's being a menace to the peace and safety of the government, it is the one organization standing for the peace and safety of this land . We beg to remind all that the great crisis is upon the world because the transition period from bad to good is at hand, and the hope of the world is God's kingdom under Christ, for which Jesus taught his followers to constantly pray: 'Thy kingdom come. Thy will be done on earth, as it is done in heaven.'

"The power of Jehovah God is supreme and there is no power that can successfully resist him. His time to exercise his power in the interest of humanity and to the vindication of his great name is here. In this connection we respectfully call attention to the admonition and warning of Jehovah God, both to the rulers and to the people, which applies to this very hour, wherein he says: "Yet have I set my king upon my holy hill of Zion.... Be wise now, therefor, O ye kings; be instructed, ye judges of the earth. Serve the LORD with fear, and rejoice with trembling. Kiss the Son, lest he be angry, and ye perish from the way, when his wrath is kindled but a little. Blessed are all they that put their trust in him.'-Psalm 2: 6, 10-12.

'"The present government having declared adherence to the aforementioned high ideals, we are persuaded that the rulers do not desire to knowingly resist the progressive witness work to the name of Jehovah God and his kingdom which we are now carrying forward. If our work is merely that of men, it will fall of its own weight. If it is of Jehovah God and being carried forward in obedience to his commandment, then to resist it means to fight against God.-Acts 5: 39.

We therefore appeal to the high sense of justice of the government and nation and respectfully ask that the order of prohibition against our work and our literature be set aside, and the opportunity be given us to have a fair hearing before we are judged. We respectfully ask that the government appoint a committee of impartial men to hold conference with a committee of our organization and that a fair and impartial examination of our literature and our work be made, to the end that all misunderstanding may be removed and that we may without hindrance obey Jehovah God's commandment now applying to us, to wit: 'Go through, go through the gates; prepare ye the way of the people; cast up the highway; gather out the stones; lift up a standard for the people.'-Isaiah 62: 10.

"The peoples of Germany are a God-fearing people and should not be deprived of an opportunity to learn of Jehovah God and of his gracious provision to bring lasting peace, prosperity, liberty and everlasting life on earth to all those who know and obey him. Let all who love God work together to the honor and vindication of his name. All who take a contrary course must take responsibility before God; but as for us we willserve Jehovah forever.

"RESOLVED, That copies of this Declaration be respectfully delivered to high officials of the government and that the same be given wide publication to the people, that the name of Jehovah may be further known."

The Letter The Watchtower wrote to Hitler

Translation of a letter of the

Watchtower Bible and Tract Society,
German Branch,
Wachtturmstraasse 1-19,
Magdeburg/Germany:

Dear Reichskanzler,

on June 25, 1933, at the Sporthalle Wilmersdorf in Berlin there was a conference of appx. 5,000 Bible Researchers (Jehovah's Witnesses), representing several millions of Germans who are friends and followers of this movements for many years. Purpose of this conference, which was attended by representatives of all bible students communities of Germany, was to find ways and means to inform the Reichskanzler, as well as other high officials of the German Reich and the governments of its individual countries of the following:

In several parts of the country, actions were taken against a corporation of serious Christian men and women who are standing on the foundation of positive Christianity. Such actions can only described as the persecu tion of Christians by other Christians, since the accusations - which have led to these actions against us - primarily are of clerical, especially cath olic origin and untrue.

We are absolutely convinced of the impartiality of the government offi cials dealing with this situation. Yet we conclude that the contents of our literature and the purpose of our movement are largely misinterpreted due to the accusations which are brought up against us by our religious opposers and which might result in a prejudiced viewpoint. This might also be due to the amount of our literature and the high demand put upon the respective officials.

For this reason the things discussed at the conference were put down as a declaration of the Watchtower Bible and Tract Society, in order to pro vide you, Mr. Reichskanzler, as well as the high officials of the German Reich and its countries, with a documentof the fact that the Bible Re searchers of Germany only have one goal in their work, namely to lead people back to God and to be witnesses of the Name of Jehovah, the most high, the father of our Lord and redeamer Jesus Christ.

We are convinced that you, Mr. Reichskanzler, will not have such activities dis turbed. The communities of the Bible Researchers of Germany and their mem bers are generally known as defenders of respect of the Most High and zealous students of the bible. Local police officials will need to testify to the fact that Bible Researchers have to be counted among elements of the country and ist people who are known for their love and support of oder. There sole mission is to draw the hearts of humans to God.

The Watchtower Bible and Tract Society (located in Magdeburg/Germany) is the organizing center of the mission of the Bible Researchers.

The Brooklyn headquarter of the Watchtower Society is pro German in an exemplary way and has been so for many years. For that reason, in 1918, the president of the Society and seven members of the board of directors were sentenced to 80 years in prison, because the president refused to use two of the magazines published in America under his direction for war propaganda against Germany. These two magazines, "The Watchtower" and "Bible Student" were the only magazines in America which refused to engage in anti-German propaganda and for that reason were prohibited and suppressed in America during the war.

In the very same manner, in course of the recent months the board of directors of our Society not only refused to engage in propaganda against Germany, but has even taken a position against it. The enclosed declaration underlines this fact and emphasizes that the people leading in such propaganda (Jewish businessmen and catholics) also are the most rigorous persecutors of the work of our Society and ist board of directors. This and other statements of the declaration are meant to re pudiate the slanderous accusation, that Bible Researchers are supported by the jews.

The conference of five thousand delegates received the statement of the governor in Magdeburg with great satisfaction, who declared that it can not be proven that there is any relationship between the Bible Research ers and Communists or Marxists, as it was stated by our religious oppos ers (which means that such a statement is also nothing but slander). A press report in the Magdeburger Tageszeitung, issue 104, dated May 5, 1933, reads as follows:

Another report in the Magdeburger Tageszeitung, issue 102, dated May 3, 199, reads:

The conference of five thousand delegates emphasized that according to this state of affairs it considered it beneath ist dignity to even defend itself against any disparaging accusations of Marxist or even Communist activites. Such disproved slander of our religious opposers undoubtedly carry the sign of religious competition. Their goal is to stifle an honest warner with the ugly means of slander instead of using the word of God.

The conference of five thousand delegates also noted - as is expressed in the declaration - that the Bible Researchers of Germany are fighting for the very same high ethical goals and ideals which also the national government of the German Reich proclaimed respecting the relationship of humans to God, namels: honesty of the created being towards its creator.

The conference came to the conclusion that there are no contradictions when it comes to the relationship between the Bible Researchers of Germany to the national government of the German Reich. To the con trary, referring to the purely religious and unpolitical goals and efforts of the Bible Researchers, it can be said that these are in full agreement with the identical goals of the national government of the German Reich.

Based upon the supposedly strong language of our literature, some of our books were banned. The conference of the five thousand delegates pointed to the fact that the contents of the books which were criticized, only refers to the situation and actions within the Anglo-American world power - especially England - which is responsible for the League of Na tions and its contracts and burdons imposed upon Germany. What is written in our literature - no matter whether from a financial or political point of view - is only directed towards the suppressors of the German people and their country, but by no means refers to Germany itself, which is trying hard to fight against the imposed burdens. Therefore the ban imposed upon these books is completely unjustified.

In some parts of the country Bible Researchers are even prohibited to meet for prayer and church service and for many weeks are hoping for a solution of this situation which is stifling their religious lives. The follow ing was expressed about this situation:

We want to continue to live up to the prohibition imposed upon us, for we are confident that Mr. Reichskanzler and the high government offi cials will lift this ban - which forces tens of thousands of Christian men and women to a martyrdom which can only be compared to that of the first Christians - after they have gained an understanding of the real situaiton.

Finally, the conference of the five thousand delegates expressed that both Bible Researchers and Watchtower Organization stand for keeping up order and security within the state, as well as furthering the primary high ideals of the national government in the field of religion. The afore mentioned, as well as the inclosed declaration are meant as a brief infor mation directed to both Mr. Reichskanzler as leader of the people and all the other high government officials of the German Reich.

The enclosed declaration was read by the secretary to the five thousand delegates of the conference of the Bible Researchers. It was approved unanimously and it was decided to present one copy each together with this report of the conference to Mr. Reichskanzler and all the other high government officials of the Reich and its countries.

This we want to do herewith and ask that the following request, which is also stated in the declaration, will be received with favour:

Namely that a commission from our midst is given the chance to person ally explain the true situation either to Mr. Reichskanzler himself or to the minister of internal affairs. Alternatively, we ask Mr. Reichskanzler to appoint a commission of men who do not have any religious prejudice against us - men who do not have professional religious interests but are solely interested to comply to the just principles as they were set up by the Reichskanzler himself - to investigate our situation impartially. The principles mentioned, refer to paragraph 24 of the program of the National Socialistic German Party of Workers, which reads:

"We demand the freedom of all religious denominations within the state, as far as they do not endanger the state itself or violate the moral values of the German race.

The party as such represents the viewpoint of posi tive Christianity without being attached to any particular denomination. It fights against the jewish-materialistic spirit inside and outside of us and is convinced that any recovery of the German people can only take place from the inisde out."

We are fully confinced that, once we have been judged impartially, based firstly upon God's word and secondly upon the above mentioned paragraphs, the national government of Germany will find no reason to prevent us from our church services and missionary activities.

We are looking forward to your kind approval, which we hope to receive soon, and want to assure our highest respect to you, honourable Mr. Reichskanzler.

Yours faithfully

Watch Tower Bible and Tract Society Magdeburg

Exkurs:

"Bevor Hitler, der Tolle, ans Ruder kam"; auch diesen Satz kann man in einem "Jehovas Zeugen in Deutschland" überschriebenen Satz des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1936 lesen.

Man kann noch mehr in diesem faktischen Anklage-Artikel lesen. Zum Beispiel auch den Vorwurf:

"Dadurch verbietet der Nazi-Staat in der Tat jedermann ehrlich zu beten:

"Dein Königreich komme; dein Wille geschehe!" und beharrt darauf, daß die heutigen teuflischen Regierungen, gleich seiner eigenen, weiter bestehen sollen."

O ho, dass erst mal als Zwischenruf.

War das "Goldene Zeitalter" nun eine "Geheim"-Zeitschrift, welche der breiteren Öffentlichkeit nicht zugänglich war? Das war es doch wohl sicher nicht, und war auch zu keiner Zeit seine Intention.

Da konnten also (und sie haben es auch - nachweisbar) auch Nazibehörden lesen, Hitler wäre ein "Toller".

Es wird wohl kaum einen (außer ein paar Neonazis) geben, welcher heute diesen Umstand in Frage stellen würde. Weiter konnte der "tolle Hitler" und seine Satrapen zur Kenntnis nehmen, dass es teuflische Regierungen, wie die seinige gäbe (in der Mehrzahl formuliert).

Tja dann mal so die Rückfrage. Wie würden wohl teuflische Regierungen, namentlich die des Herrn Hitler, auf solcherart ihnen vorgehaltenen Spiegel reagieren?

Erwartet man im Ernst, die sagen nun.

Das "Goldene Zeitalter" hat recht, wir tun deshalb in Sack und Asche Buße?

Eine solche Erwartung wäre doch wohl in Vergangenheit und Gegenwart, äußerst unrealistisch.

Eine Antwort gab das GZ in dieser Ausgabe selbst, indem es auch an anderer Stelle zitiert:

"Niemand, der sich lächerlich macht erträgt es, daß andere über ihn lachen. Eine Karnevalsveranstaltung m Heddenhcim, Deutschland, mußte eingestellt werden, weil man es gewagt hatte, Hitler in der Karikatur darzustellen."

Ergo muss man schon sagen. Hinter "vorgehaltener Hand" mag man ja manches deutlicher aussprechen. Aber bei für die Öffentlichkeit bestimmten Voten, muss man auch schon fragen. Wissen ihre Formulierer, was sie da sagen? Schätzen sie wirklich die zu erwartenden Folgewirkungen real ein?

Obwohl die Antwort auf diese Frage inzwischen offenkundig ist, mag sie einstweilen im Hintergrund bleiben.

Weiter liest man in dem Artikel auch:

"Es ist bezeichnend, daß zur gleichen Zeit, da die deutsche Geheimpolizei 150 römisch-katholische Priester verhaftete, weil sie kommunistische Literatur besaßen und in Zirkulation setzten, sie auch ihre Angriffe auf die ... Zeugen Jehovas erneuerte."

Der aufmerksame Beobachter wird vielleicht registrieren, dass ich in letzterem Zitat ein Wort ausließ, kenntlich gemacht durch drei Punkte. Nun, sei dieses Wort doch noch genannt. "unschuldige". Dem mag ich in der Tat so nicht beipflichten.

Dann aber noch der Kern des letzteren Zitates.

Da hatte also das GZ irgendwo in der nazistischen Propaganda aufgegabelt, irgendwelche, nicht näher genannte, katholische Priester, besäßen "kommunistische Literatur". Nun mag es ja so sein, dass "irgendwelche" katholische Priester, über eine umfängliche Privatbibliothek verfügen. Und als gebildete Menschen, der sie doch wohl sind, mag sich darunter auch kommunistische Literatur befunden haben, zumal deren Erwerb ja vor 1933 durchaus möglich war. Eine gesetzliche Pflicht, dass auch alle Privatpersonen, eine Bücherverbrennung a la der Göbbel'schen des Jahres 1933, zu veranstalten hätten, gab es doch wohl nicht. Oder, wenn doch, dann hat das GZ selbige aber nicht dokumentarisch nachgewiesen.

Findet man nun in den Bibliotheken von dem Regime missliebig gewordenen Priestern, auch "kommunistische Literatur". Was für eine Aussagekraft, hat dann wohl solch eine Behauptung?

Den Gipfel an Unverfrorenheit in der Kolportierung nazistischer Propagandathesen durch das GZ, stellt aber sicherlich die völlig unbewiesene Behauptung dar, besagte katholische Priester würden diese kommunistische Literatur "in Zirkulation setzten."

Da wären dann Beweise zwingend erforderlich. Die gibt es nicht, und das GZ nennt auch keine.

Unfraglich haben auch katholische Priester, dem Naziregime missliebiges "unter der Hand" verbreitet. Das aber betraf dann etwa Attacken gegen den Naziideologen Rosenberg, oder den "Deutschlauben" und ähnliches.

Der Hass macht das GZ blind, stockblind!

Ein weiterer Beleg dafür ist auch die nachfolgende vom GZ in dergleichen Ausgabe kolportierte Meldung:

Die Nazi schützen die Kirche"

Unter dem Titel "Die Nazi schützen die Kirche" gibt die "New York-Times" eine drahtlose Meldung aus Frankfurt am Main wieder, die wie folgt lautet:

"Heute hat das Gericht in Cleve, Rheinland, einen Mann zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, weil er Katholiken beschimpfte, die an der diesjährigen Leib Christi-Prozession teilnahmen. Zur Begründung des Urteils erklärte das Gericht, daß der heutige deutsche Staat nicht gestatte, daß Einrichtungen und Gebräuche der Kirche geschmäht werden."

Solcherart Meldungen sollen also in GZ-Sicht die Liaison zwischen Nazis und Katholiken beweisen.

Mag die dumme "Lieschen Müller vom Lande" auch sprichwörtlich sein. Das "Goldene Zeitalter" übertrifft ihre Naivität noch um Längen!

Weiter zurückkehrend zum kommentierten Ausgangsartikel.

Weiter liest man in diesem Artikel auch:

"Eine verspätete Meldung aus Berlin besagt, daß das Eigentum der Watch Tower Bible & Tract Society in Magdeburg, Deutschland, unter der gemeinsamen Aufsicht der amerikanischen Handelskammer und eines Beamten der deutschen Gestapo liquidiert werde. Vor uns liegt eine Nummer des "Schwarzen Korps", das heißt des offiziellen Organs der Leibgarde Hitlers. Sie enthält sieben Abbildungen, die in böswilliger Weise darauf abzielen, Jehovas Zeugen als eine Handelsgesellschaft darzustellen. Auf einem Bilde siebt man die geschlossene Magdeburger Druckerei; Plakate, die die Anlagen ganz oder teilweise zum Kauf oder zur Miete empfehlen, sind über dem Eingang angebracht. Um ferner die Sache Jehovas lächerlich zu machen, zeigt das Bild über einem der Eingänge ein mächtiges Schild, das zum Maskenball im Kristallpalast einlädt."

A ja auch interessant, wäre mein Minimalkommentar dazu. Nur leider wird die Ausgabe des "Schwarzen Korps" ja nicht näher verifiziert. Und die inkriminierten Bilder werden vom GZ seinerseits auch nicht vorgestellt.

In rückblickender Sicht wirklich schade. Zwar kommen dann wohl nur die Jahrgänge 1935/1936 des "Schwarzen Korps" in Betracht. Aber wer schon mal in wissenschaftlichen Bibliotheken in gesperrter Literatur Recherchen getätigt hat, kann vielleicht eine Ahnung haben, welche Probleme da bestehen, ist man nicht in der Lage, die konkrete Ausgabe des zur Einsichtnahme begehrten, zu benennen.

Möchte man gar noch Kopien haben, benötigt man in der Regel die Erlaubnis des "Kaisers von China und des persischen Schah's" und noch ein paar anderer Honoratioren zugleich.

Viel "Glück" beim Versuch, diese Befürwortungen zu bekommen, mag ich dazu nur noch sagen!

(Einige wissenschaftliche Bibliotheken, vielfach aber nur als Mikrofilm, haben diesen Titel in ihrem Bestand. Vielleicht findet sich mal einer, der versucht, die genannten Bilder noch zu recherchieren).

Am Rande vermerkt, just in dieser GZ-Ausgabe gibt es auch die andernorts schon mehrfach wiedergegebene GZ-Karikatur (etwa bei Penton S. 33; oder Maron Detjen S. 238 ) mit der GZ-eigenen Bildunterschrift:

"Lediglich politische Meinungsverschiedenheiten" ...

Hitlerzeit

Herr Wrobel, sind Sie der Fälscher ? !

Exzellenz Ludendorff

ZurIndexseite